Dienstag, 16. Oktober 2007

Tiwi & Capetown

Letzten Mittwoch, einigermassen erholt von den Strapazen der Safari, hatten wir das dringende Beduerfnis, Kens verrueckter Welt und der Stadtluft zu entkommen. Abends um sieben sollte der Nachtzug Nairobi verlassen und im Laufe des naechsten Vormittages an der Kueste in Mombasa ankommen. Um zehn sassen wir bei frischem Mangosaft und Tusker, dem kenianischen Bier, mit einer Schweizer Familie und Harry, einem neuseelaendischen Backpacker, den wir bei Ken kennen gelernt hatten, noch immer im wirklich sehenswerten Bahnhof von Nairobi. Waehrend der Reise selbst haben wir uns zur Entscheidung beglueckwunscht, den Rueckweg nach Mombasa mit AirKenya anzutreten. Unser Abteil in der 1. Klasse (anders haetten wir in getrennten Abteilen schlafen muessen) war nett, allerdings gaben uns die panischen Sicherheitsanweisungen der Angestellten doch zu denken und tatsaechlich wurde waehrend verschiedener Aufenthalte an Bahnhoefen in der Nacht mehrmals mit Taschenlampen durchs Fenster geleuchtet. Das Essen war so, dass es mir erneut nicht gut ging und wir einfach nur froh waren, als der Zug nachmittags um zwei bei gluehender, feuchtheisser Hitze endlich in Mombasa ankam. Mit dem Taxi fuhren wir direkt nach Tiwi Beach, das nicht so touristisch ist wie Malindi im Norden oder Diani weiter im Sueden von Mombasa.
In diesen drei Tagen wohnten wir gemeinsam mit Harry in einem Cottage und haben uns ein wenig erholt. Der Strand war kitschig schoen mit vielen Palmen und einem vorgelagerten Korallenriff, das Essen um einiges besser als in Nairobi, wenn auch nach wie vor sehr britisch. Einen Abend haben wir mit einigen Leuten, die wir am Strand kennen gelernt hatten, in Diani verbracht und dort bizarre Auswirkungen des Tourismus erlebt. Das Klischee von Paerchen aus wunderschoenen schwarzen Frauen bzw. Maennern und ihrem schon etwas gebrauchter aussehenden weissen Gegenpart stimmt tatsaechlich und diese jeweils auf der Tanzflaeche kuessen zu sehen ist insbesondere dann befremdlich, wenn man den ganzen Tag darauf achtet, sich nicht zu beruehren, da dies hier in der Oeffentlichkeit verpoent ist.

Nach einem wackligen Propellerflug verbrachten wir unsere letzte Nacht in Kenia wieder bei Ken, dem es erneut danach war, mich von seinen abstrusen historischen Theorien zu ueberzeugen. Natuerlich, ich habe nur bei dummen Wissenschaftlern studiert und nicht bei ihm, dem Dean der University of Life, aber egal, die Diskussionen waren auf jeden Fall gut fuers Englisch!
Als ich dann aber nachts ploetzlich wach wurde, weil er vor unserem Zimmer seinen Hund, den lieben Rocky, vollgejammert hat, er liebe uns, Olli wie einen Sohn, mich wie eine Frau, er uns aber nicht trennen wolle (!), war es dann doch etwas unheimlich und an Schlaf nicht mehr zu denken. So sind wir morgens um halb sechs todmuede ins Taxi gestiegen - von uns verabschieden wollte er sich nicht, er sass am Feuer wie ein schmollendes Kind, weil wir gegangen sind - und mit gemischten Gefuehlen zum Flughafen gefahren.
Kenia ist ein wunderschoenes Land, beeindruckend und ueberwaeltigend, und wir werden bestimmt zurueckkehren, aber die Korruption und die Tatsache, dass man permanent angestarrt wird, haben doch bewirkt, dass wir uns sehr auf Suedafrika gefreut haben, und tatsaechlich hat man schon am Flughafen in Johannesburg den Unterschied gemerkt, diese Multikulti-Gesellschaft, die eigentlich ideal waere, wuerde sie reibungslos funktionieren.
Mittlerweile sind wir in Capetown und in einem sehr huebschen B&B untergekommen, das ganz nah an der beruehmten Long Street liegt. Dort haben wir gestern Abend Wein getrunken und einen Kellner belustigt, weil wir seit zwei Wochen von Pizza getraeumt und gestern mit riesigem Genuss endlich eine gegessen haben. Es gibt hier Vollkornbrot statt Toast, Cornflakes statt Baked Beans, heisse Duschen statt Kakerlaken und all dies zeigt, wie verwoehnt wir doch sind, aber immerhin wissen wir es zu schaetzen.

Ueber Capetown selbst wird im naechsten Blog berichtet, bisher koennen wir nur sagen, dass die Leute unglaublich freundlich sind - sogar Strassenarbeiter lachen einen an - und der Amarula schmeckt!
Tiwi Beach & Cape Town

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hi Olli und Ruth,
in Capetown werdet ihr bestimmt die Erholung finden, die ihr nach den turbulenten Wochen verdient. Ausserdem werdet ihr das Essen lieben. Unterhalb von Eurem B&B gibt es ein Restaurant, da gibt es Filetsteak mit Schokosauce, davon traeume ich immer noch. (Vegetrarisches haben die sicher auch) Ausserdem muesst ihr mal oberalb (nach der Hauptstr. am Hang)rumspazieren. Da sind die Häuser alle bunt angemalt und dort gibt es auch ein Restaurant, die haben Take-Away-Essen, das ist wohl von den malayischen Einwohnern von Capetown. Superschoen! Also geniesset Capetown und viel Spass beim Erklimmen des Tafelbergs. Hoffe ihr habt keinen Nebel. Bis bald liebe Gruesse von Guenter, Rosemarie, Dirk und Evelyn