Freitag, 26. Oktober 2007

Capetown, Cape of Good Hope, Stellenbosch & Hermanus

Olli ist zu faul, also darf ich noch einmal schreiben. Liebe Leute zu Hause, wir freuen uns sehr ueber eure Kommentare, schliesslich vermissen wir Konstanz (zumindest ein winzig kleines Bisschen!). Nach dem letzten Eintrag haben wir es tatsaechlich noch auf den Tafelberg geschafft und dort mit einem Castle als Sundowner den Sonnenuntergang genossen. Sehr romantisch! Abends haben wir uns das Rugby-Spiel zumindest in Teilen gegeben, was sich nach dem Sieg Suedafrikas in der Long Street abgespielt hat, laesst sich kaum beschreiben: alle Leute haben gejubelt, gesungen, sich gegenseitig umarmt, saemtliche durch die Strasse fahrenden Autos durchgeschaukelt und sind auf Hausdaecher gestiegen. Ollis kenianische Bierwerbung auf dem T-Shirt und die suedafrikanische Flagge in meinem Kopftuch waren perfekt fuer die Kontaktaufnahme mit anderen Leuten. Aber schaut euch am besten die Photos an, sie sagen mehr als viele Worte.
Etwas verkatert sind wir am naechsten Tag mit zwei Deutschen, die wir im B&B kennen gelernt hatten, zum botanischen Garten in Kirstenbosch gefahren und haben dort den Tag verbracht. Suedafrikaner sind ganz verrueckt danach, sonntags im Park zu picknicken, so war es doch sehr bevoelkert. Abends haben wir - sentimental wegen des Abschieds von Kapstadt - das letzte Mal im Long Street Cafe gegessen, bevor wir Montag frueh unseren Mietwagen in Empfang genommen haben. Dank eines Upupupgrades sind wir nun im Besitz eines niegelnagelneuen VW Polo mit allen Schikanen. Und das links fahren laeuft mittlerweile auch ganz gut (exzellent! sagt Fahrer Olli, Ruth traut sich naemlich nicht!).
Als erstes sind wir ans Kap der guten Hoffnung gefahren, um viele Japaner zu treffen. Es ist wirklich faszinierend, die Leute zu beobachten, wie sie sich vor diesem beruehmten Schild draengeln, um sich damit fotografieren zu lassen. Wenigstens hatten wir zuvor noch einen Spaziergang gemacht, bei Wind und Regen, und einen menschenleeren Strand entdeckt, an dem Olli sogar ein Skelett ausgegraben hat, weiss der Himmel, was fuer ein Tier das war.
Abends sind wir in Simon's Town beim gleichnamigen Backpackers untergekommen in der Hoffnung, dass wir endlich wieder Leute treffen. Dem war tatsaechlich so, ein vermutlich betrunkener daenischer Besitzer und ein ebenso angesaeuselter Brite, den man kaum verstehen konnte. Schweren Herzens sind wir auch an diesem Abend frueh ins Bett gegangen, da Simon's Town, der Stuetzpunkt der suedafrikanischen Navy, ausser den vier Katzen im Backpackers rein gar nichts zu bieten hat.
Am Dienstag sind wir in Stellenbosch gelandet und haben dort und in der Umgebung zwei Tage verbracht, uns die Hugenottenstadt Franschoek angeschaut (endlich ein Laden mit richtiger Schokolade, was fuer ein Luxus!) und uns gestern Vormittag, bevor es weiterging, eine Weinprobe gegoennt. An der Kueste sind wir dann Richtung Hermanus gefahren, wo wir nun fuer einige Tage stationiert sind. Hier gibt es endlich ein Backpackers mit normalen Leuten, Swimming Pool, sauber und sehr gemuetlich, dazu ist Hermanus fuer die Wale an der Kueste bekannt und wir haben die allerbeste Jahreszeit erwischt, um Whale Watching zu betreiben. Nachdem wir gestern schon eine Kolonie afrikanischer Pinguine besucht hatten, dachten wir uns, es muesse ein Glueck sein, ueberhaupt einen Wal zu sehen, aber tatsaechlich sieht man sie ununterbrochen. Den heutigen Tag haben wir am Strand verbracht - der Atlantik hat geschaetzte 15 Grad, fuehlt sich aber grossartig an, wenn man seine Beine irgendwann wieder spuert! - und gesehen, dass sie sehr nah ans Ufer kommen.
Kleine Anmerkung von Olli: Von den beruechtigten Dassies, den naechsten Verwandten der Elefanten - was man denen bei Leibe nicht ansieht - haben sich zwei schuechterne und gefraessige Exemplare zwischen den Pinguinen getummelt.

Hermanus ist also von Kapstadt abgesehen der erste Ort, der uns so richtig gut gefaellt in Suedafrika. Bis jetzt haben wir Kenia und das "richtige" Afrika sehr vermisst, weil es hier doch sehr europaeisch ist und man in Staedten wie Simon's Town oder Stellenbosch fast nur Weisse sieht. Besonders in den dortigen Museen bekommt man den Eindruck, dass mit der suedafrikanischen Geschichte haeufig sehr achtlos umgegangen wird und man die einheimischen Staemme als nicht wirklich zum Land zugehoerig betrachtet. Hier in Hermanus machen die Leute aber endlich einen entspannten Eindruck und in unserer Unterkunft koennen wir selbst kochen, was fuer ein Genuss, und deswegen gehen wir jetzt auch gleich zum Pick & Pay, Olivenoel kaufen!
Capetown to Hermanus

Samstag, 20. Oktober 2007

Lion's Head, Langa Township & Robben Island

In Kapstadt ist es wirklich schwierig, den Hintern hochzukriegen, obwohl es soviel zu sehen gibt. Die ersten beiden Tage haben wir fast nur in der Umgebung der Long Street verbracht, sind durch die Strassen geschlendert und haben ein Cafe/Restaurant nach dem anderen ausprobiert, Chai getrunken (in Vorbereitung auf Indien), Castle, Amarula, suedafrikanischen Weisswein, dazu kann man sich hier an einer einzigen Strasse durch die ganze Welt futtern. Einen Abend haben wir an der Waterfront verbracht, die uns aber nicht wirklich gefallen hat, viel zu touristisch und sehr dekadent. Wir wurden von einem Bettler angesprochen und Olli hat gemeint, er solle doch bitte einen der Kerle mit den dicken Autos anbetteln, die haetten viel mehr Geld als wir.
Wir sind dann in einem Restaurant namens Emily's gelandet, dessen Einrichtung aeusserst interessant ist - Kronleuchter, pink, violett und rot gestrichene Waende und eindeutige Bilder an den Waenden. Da wir ja jung sind und von gutem Essen noch keine Ahnung haben koennen, wurden wir an einen Durchgangstisch gesetzt, an dem permanent die Kellner vorbei gerannt (ja, wirklich gerannt!) sind und auch sonst nicht wirklich gut bedient. Dies hat sich schlagartig geaendert, als wir ein Notizbuch ausgepackt und Fragen zum Restaurant und zur Zusammensetzung der Speisen gestellt haben. Ab sofort wird die Gourmet-Kritiker-Masche regelmaessig angewandt.

Vorgestern haben wir uns endlich aufgerafft und wollten mit der Bahn auf den Tafelberg hoch (habe ich schon erwaehnt, dass wir gerade schrecklich faul sind?). Wegen des Windes fuhr der Cableway nicht, also haben wir uns umentschlossen und sind auf den Lion's Head gestiegen. Dieser (kleine) Berg liegt zwischen dem Tafelberg und dem Meer und ist mit 669 m um einiges kleiner. Trotzdem hat man, ist man erstmal oben, eine wunderschoene Sicht auf ganz Kapstadt und bis nach Robben Island. Das hatten wir uns nach Gekraxel ueber Leitern und an Ketten und tiefen Abgruenden entlang auch verdient. Wieder unten, waren wir dementsprechend muede und wurden gluecklicherweise von einem netten Einheimischen mit in die Stadt genommen. Unser erster Eindruck hat sich bestaetigt, die Leute hier sind wirklich unglaublich freundlich und hilfsbereit.

Gestern haben wir den bisher spannendsten Tag erlebt. Um halb neun wurden wir abgeholt und als erstes zum District Six Museum gebracht. District Six war frueher ein Stadtteil, in dem Schwarze, Weisse, Coloureds etc. gelebt haben, bis er von der Apartheid-Regierung zum weissen Gebiet erklaert und die Leute umgesiedelt wurden. Mittlerweile wohnt ein Teil der ehemaligen Bewohner wieder dort und die anderen haben auf dem riesigen Strassenplan, der den Boden der alten Kirche bedeckt, in dem das Museum untergebracht ist, ihre ehemaligen Adressen eingezeichnet. Es stimmt sehr nachdenklich, wenn das Leid dieser Zeit, das ich bisher nur aus Buechern kannte, ploetzlich Gesichter bekommt.
Danach sind wir ins Township Langa gefahren, benannt nach einem ehemaligen Haeftling auf Robben Island. Wir durften verschiedenen Wohnungen anschauen, in den Laeden dort einkaufen, haben einen Medizinmann besucht und dort gebrautes Bier probiert, das doch ziemlich gewoehnungsbeduerftig ist. Am Schoensten war aber der Besuch in einer Schule. Die Kinder haben fuer uns gesungen und getanzt und uns wurde erklaert, dass sie auch Lieder lernen, die sie lehren, ihren Koerper zu lieben und ermuntern, mit der Lehrerin zu sprechen, wenn jemand sie unerlaubt anfasst. Auch die Kinder auf der Strasse freuen sich ueber den Besuch, sie wollen mit einem spielen und wenn man anfaengt, sie rumzutragen oder mit ihnen auf dem Ruecken rumzuhuepfen, wollen sie einen kaum mehr gehen lassen.
Nach diesem wirklich schoenen Vormittag im Township, in dem es nicht schlimmer aussieht als auf den ganz normalen Strassen von Nairobi, sind wir nachmittags mit dem Boot nach Robben Island gefahren. Als erstes haben wir eine Fahrt ueber die Insel unternommen, unser Guide, wohl Sohn eines Opfers der Apartheid-Regierung, hat flammende Reden ueber den Zustand der Welt gehalten, die mehr einer Anklage glichen, waehrend ich - Schande ueber mich - ganz fasziniert war von den zahlreichen Hasen, die ueber die Insel hoppeln. Das Gefaengnis der politischen Haeftlinge wurde uns von einem ehemaligen Insassen gezeigt, der die Schrecken dieser Zeit sehr gut deutlich machte, vor allem aber auch die Abstrusitaet der ganzen Idee, die dahinter steckte. Mit einem Kopf voller neuer Eindruecke sind wir wieder nach Kapstadt zurueckgekehrt.

Mittlerweile ist es Samstagmittag, wir haben das Castle of Good Hope besucht und wollen nachher gleich auf den Tafelberg, wenn wir es zeitlich noch schaffen. Fuer Montag will noch ein Mietwagen organisiert werden, denn dann werden wir die Stadt schweren Herzens verlassen. Ausserdem ist heute Abend das Rugby-Finale zwischen Suedafrika und England und die ganze Stadt spielt seit gestern verrueckt, etwa so wie in Deutschland letzten Sommer. So werden wir uns also mit unserem Faehnchen um Viertel vor acht ins Long Street Cafe setzen und Suedafrika die Daumen druecken!
Lion's Head, Township & Robben Island

Dienstag, 16. Oktober 2007

Tiwi & Capetown

Letzten Mittwoch, einigermassen erholt von den Strapazen der Safari, hatten wir das dringende Beduerfnis, Kens verrueckter Welt und der Stadtluft zu entkommen. Abends um sieben sollte der Nachtzug Nairobi verlassen und im Laufe des naechsten Vormittages an der Kueste in Mombasa ankommen. Um zehn sassen wir bei frischem Mangosaft und Tusker, dem kenianischen Bier, mit einer Schweizer Familie und Harry, einem neuseelaendischen Backpacker, den wir bei Ken kennen gelernt hatten, noch immer im wirklich sehenswerten Bahnhof von Nairobi. Waehrend der Reise selbst haben wir uns zur Entscheidung beglueckwunscht, den Rueckweg nach Mombasa mit AirKenya anzutreten. Unser Abteil in der 1. Klasse (anders haetten wir in getrennten Abteilen schlafen muessen) war nett, allerdings gaben uns die panischen Sicherheitsanweisungen der Angestellten doch zu denken und tatsaechlich wurde waehrend verschiedener Aufenthalte an Bahnhoefen in der Nacht mehrmals mit Taschenlampen durchs Fenster geleuchtet. Das Essen war so, dass es mir erneut nicht gut ging und wir einfach nur froh waren, als der Zug nachmittags um zwei bei gluehender, feuchtheisser Hitze endlich in Mombasa ankam. Mit dem Taxi fuhren wir direkt nach Tiwi Beach, das nicht so touristisch ist wie Malindi im Norden oder Diani weiter im Sueden von Mombasa.
In diesen drei Tagen wohnten wir gemeinsam mit Harry in einem Cottage und haben uns ein wenig erholt. Der Strand war kitschig schoen mit vielen Palmen und einem vorgelagerten Korallenriff, das Essen um einiges besser als in Nairobi, wenn auch nach wie vor sehr britisch. Einen Abend haben wir mit einigen Leuten, die wir am Strand kennen gelernt hatten, in Diani verbracht und dort bizarre Auswirkungen des Tourismus erlebt. Das Klischee von Paerchen aus wunderschoenen schwarzen Frauen bzw. Maennern und ihrem schon etwas gebrauchter aussehenden weissen Gegenpart stimmt tatsaechlich und diese jeweils auf der Tanzflaeche kuessen zu sehen ist insbesondere dann befremdlich, wenn man den ganzen Tag darauf achtet, sich nicht zu beruehren, da dies hier in der Oeffentlichkeit verpoent ist.

Nach einem wackligen Propellerflug verbrachten wir unsere letzte Nacht in Kenia wieder bei Ken, dem es erneut danach war, mich von seinen abstrusen historischen Theorien zu ueberzeugen. Natuerlich, ich habe nur bei dummen Wissenschaftlern studiert und nicht bei ihm, dem Dean der University of Life, aber egal, die Diskussionen waren auf jeden Fall gut fuers Englisch!
Als ich dann aber nachts ploetzlich wach wurde, weil er vor unserem Zimmer seinen Hund, den lieben Rocky, vollgejammert hat, er liebe uns, Olli wie einen Sohn, mich wie eine Frau, er uns aber nicht trennen wolle (!), war es dann doch etwas unheimlich und an Schlaf nicht mehr zu denken. So sind wir morgens um halb sechs todmuede ins Taxi gestiegen - von uns verabschieden wollte er sich nicht, er sass am Feuer wie ein schmollendes Kind, weil wir gegangen sind - und mit gemischten Gefuehlen zum Flughafen gefahren.
Kenia ist ein wunderschoenes Land, beeindruckend und ueberwaeltigend, und wir werden bestimmt zurueckkehren, aber die Korruption und die Tatsache, dass man permanent angestarrt wird, haben doch bewirkt, dass wir uns sehr auf Suedafrika gefreut haben, und tatsaechlich hat man schon am Flughafen in Johannesburg den Unterschied gemerkt, diese Multikulti-Gesellschaft, die eigentlich ideal waere, wuerde sie reibungslos funktionieren.
Mittlerweile sind wir in Capetown und in einem sehr huebschen B&B untergekommen, das ganz nah an der beruehmten Long Street liegt. Dort haben wir gestern Abend Wein getrunken und einen Kellner belustigt, weil wir seit zwei Wochen von Pizza getraeumt und gestern mit riesigem Genuss endlich eine gegessen haben. Es gibt hier Vollkornbrot statt Toast, Cornflakes statt Baked Beans, heisse Duschen statt Kakerlaken und all dies zeigt, wie verwoehnt wir doch sind, aber immerhin wissen wir es zu schaetzen.

Ueber Capetown selbst wird im naechsten Blog berichtet, bisher koennen wir nur sagen, dass die Leute unglaublich freundlich sind - sogar Strassenarbeiter lachen einen an - und der Amarula schmeckt!
Tiwi Beach & Cape Town

Papa Ken's World

Dieser Post ist hauptsaechlich fuer die, die vorhaben, bei den Nairobi Backpackers unterzukommen oder schon dort waren. Fuer die anderen hier eine kleine Beschreibung des Ortes, wo wir mehrere Naechte zwischen unseren Trips in Nairobi verbrachten.
Kenneth alias Papa Ken ist der Guru der Nairobi Backpackers. Er war bei der British Army laut Angabe ein hoeheres Tier. Er macht auf den ersten Blick einen sehr sympathischen Eindruck und scheint einem jeden Wunsch Wahrheit werden zu lassen wollen. In frueheren Zeiten war er bei den Backpackers wohl sehr beliebt, was auch in vielen Rezensionen von Guide Books zu lesen ist. Leider leidet er nun unter Alkoholismus, Insomnia und Komplexen. Der Mann hat so vieles erlebt, die Frage ist, was man glauben kann und was nicht. Er bereiste einen grossen Teil der Welt und war anscheinend auch politisch aktiv. O-Ton: "I've seen everything, I've been everywhere and now I'm here connecting all I know" oder "I've dined with sultans, kings and presidents!" In der Tat gibt es ein Foto mit ihm und dem eritreischen Praesidenten. Kein Wunder, dass er nun Komplexe hat, wenn er nun nur noch bei den Backpackers rumgammelt und dort nichts mehr auf die Reihe bekommt. Das Haus verfaellt zusehends. Laut Joost, einem Niederlaender, der dort eine zeitlang arbeitet, wirtschaftet Ken den Laden sprichwoertlich herunter.
Er hat teilweise recht kolonialistische Zuege, so bezeichnet er Kenia als Abessinia und laestert ueber dessen Politik, was teilweise verstaendlich ist. Viele Europaeer, die in Kenia leben, sind voellig fertig mit der Welt und Alkoholiker, wobei man sich fragt, warum sie ueberhaupt da sind, wenn es ihnen dort nicht gefaellt. Wahrscheinlich, weil 'daheim' das wartet, vor dem sie gefluechtet waren.
Ken kommandiert seine Angestellten herum, als waeren sie Soldaten bei der Army. Er belaestigt Frauen, in dem er sie bei der abendlichen Runde betatscht oder teilweise sogar des Nachts in die Zimmer geht und um Sex bittet. Koerperlich handgreiflich wurde er jedoch nie, so weit wir das wissen. Der Mensch sucht so dringend nach koerperlichem Kontakt oder Liebe, dass er zwei deutschen Maedels ans Meer nachgereist ist, die aber zu ihrem Glueck einen anderen Ort angegeben hatten, als den, wo sie letzlich ihre Erholung von Ken genossen.
Mit Ken laesst sich nicht diskutieren, denn er hat grundsaetzlich recht. Die Diskussion zwischen ihm und Ruth ueber den Untergang des roemischen Reiches, ueber den die "Althistorikerin" sicherlich mehr Ahnung hat, scheiterte, weil er der ist, der vorgibt, alles zu wissen. Studieren tun laut ihm nur Idioten, er ist der "Professor" des Studiums des Lebens! Gerne philosophiert er, schwelgt in Erinnerungen verflossener Lieben und laesst Pseudoweisheiten ab. "The best way to keep meat fresh is to keep it alive!" Nicht ganz unrecht hat er da. N.B.: Er ist kein Vegetarier.
Als wird dort waren, ist auch sein Bruder zu Gast gewesen, der aus England kam, um sich ueber Kens Zustand zu informieren. Die Angestellten, die ihn wohl frueher sehr zu schaetzen wussten, hoffen nun, dass es einen Grund gibt, ihn in psychiatrische Behandlung zu geben. Immerhin hat er es schon einmal geschafft, fuer eine Nacht in den Knast zu kommen, weil er in einer Bar nicht zahlen wollte, weil in seiner Welt niemand fuer etwas bezahlen muss. Komisch, dass wir unsere Unterkunft, das Essen und vor allem die Safari bezahlen mussten! Fuer kenianische Verhaeltnisse war das Essen dort uebrigens ganz ertraeglich.
Manchmal hat er echt gute Ideen, die zu verwirklichen er aber offensichtlich nicht in der Lage ist oder sein wird. Er moechte solche Orte wie seinen Papa Ken's Place (Nairobi Backpackers) auf der ganzen Welt eroeffnen und alle Leute vernetzen. Jeden will er in seine "Family" in der FaceBook-Plattform einladen. Fuer mich wollte er ein Cello besorgen und fuer Ruth eine Floete. Ruth ist dafuer geboren, Floete zu spielen! Er wollte mit uns auf Safari gehen und sogar eine Ballonsafari unternehmen, aber mit ihm waere es Horror gewesen, weil er einen nicht in Ruhe lassen kann, daher haben wir uns an jenem morgen mit dem Fahrer heimlich verdrueckt. Das ganze Backpackers war darueber informiert, nur er nicht. Wir gaben vor, nur zum Geldautomaten zu fahren und waren weg. Anders geht es wohl nicht mehr.
Das klingt nun alles sehr negativ. Wenn man aber Ken ertraegt oder ihm aus dem Weg geht, ist dieser Ort wirklich grossartig und empfehlenswert. Denn die Leute, die dort einchecken sind hoechst sympathisch und alle Reisende wie wir. Man sitzt abends gemuetlich um das Feuer mit ein paar Bierle und kann sich vom teilweise anstrengenden Kenia entspannen. Und irgendwie wuerde ohne Ken dort auch etwas fehlen.
Papa Ken's Place

Nakuru

Nachdem wir drei Stunden auf Jeffrey gewartet, da dieser erst einmal eine Tankstelle finden musste, und wir das Masai-Dorf besucht hatten, sind wir nach ungefaehr zehn Stunden Schotterpiste bei Dunkelheit in Nakuru-City in ein Hotel eingecheckt. Ruth ist sofort ins Bett gefallen, weil sie auch noch Fieber hatte, waehrend ich mir noch kenianisches Essen gegeben habe.
In der Frueh des naechsten Tages fuhren wir in den Nakuru National Park und wurden von dem vielen Gruen dort ueberwaeltigt. Im Vergleich zu Masai Mara ist es dort sehr feucht und bewaldet. Am See stiegen wir aus und konnten hunderttausende von Flamingos, Marabus und Pelikanen beobachten. Die Geraeusche der Voegel verschmelzen zu einem einzigen Surren. Nebenan weideten Nashoerner und Bueffel. Von einem Aussichtspunkt im Park hatte man eine unglaublich schoene Aussicht ueber den Park und ueber die Stadt im Hintergrund. Ueberall lauerten Affen, die einen gerne beklauen wuerden, wenn man es zuliesse. So wie wir im Masai Mara Reserve gegen Ende erfolglos nach Geparden fahndeten, ging es uns in Nakuru mit den Leoparden. Stunden vergingen mit suchenden Blicken in die Baeume. In Nakuru gibt es weniger Wildkatzen und Elefanten und zudem koennen sie sich dort viel besser verstecken. Trotzdem sahen wir sehr viele Tiere. Die meisten, die sich nahe der Wege aufhalten, sind weniger scheu als in Masai Mara und bieten gute Fotomotive.
Gegen Nachmittag fuhren wir zurueck nach Nairobi und zu Papa Ken, dazu im naechsten Post mehr.
Nakuru

Mittwoch, 10. Oktober 2007

Masai Mara

Nun gibt es endlich wieder Neuigkeiten, die fuer uns schon ein Stueck zurueck liegen.
Samstag vor einer Woche starteten wir unsere langersehnte Safari ins Masai Mara Game Reserve. Der Name setzt sich zusammen aus Masai, einem sehr naturverbundenen Stamm von Afrikanern, und Mara, dem Fluss, der durch den Park verlaeuft. Die ganze Region um den Park ist von den Masai-Leuten bewohnt, sie leben teilweise auch im Park und wissen, wie man mit den Gefahren, die von den Tieren ausgehen, umgeht. Sie leben in Harmonie mit der Natur, mal abgesehen davon, dass sie natuerlich auch Ressourcen verbrauchen und sich, zum Nachteil der Tiere, auch im Park ausbreiten. Zu den Masai spaeter mehr. Im Park sind wir in einem Camp mit fest installierten Zelten untergekommen, wo man zum Einschlafen das Brummen der Hippos hoeren konnte. Wir teilten uns das Camp mit Tilia, einer Kanadierin, Jeffrey, unserem Fahrer und Guide und mindestens drei anderen Einheimischen, die uns auf dem Camp versorgten. Klingt sehr dekadent, nicht wahr? Als reicher Mzungu (weisser Fremder) fuehlt man sich doch oft sehr kolonialistisch, wenn man bedenkt, was die Leute dort verdienen und wie man gleichzeitig verwoehnt wird. Die Leute verhalten sich total unterwuerfig, als waere man der grosse Kolonialherr, der das Sagen hat. Zum Glueck haben wir es geschafft, an den Abenden eine angenehme Atmosphaere zu schaffen, indem wir uns ausgiebig mit den Leuten dort unterhielten und viel Spass mit ihnen hatten und sie wohl auch mit uns.
Am Feuer wachte die ganze Nacht ein Masai, mit dem wir mit viel Muehe etwas reden konnten, da viele dieser Leute nur sehr rudimentaer Englisch sprechen. In der Tat war er dafuer da, uns des Nachts die Tiere vom Camp zu halten. Es kam wohl schon oefter vor, dass Hyaenen in das Camp kamen und sie gehoeren mit zu den gefaehrlichsten Tieren hier (fressen alles, was sich bewegt!). Wir fuehlten uns doch relativ sicher, auch wenn wir zum Klo ein Stueck laufen mussten. Es war eine wunderschoene Stimmung am Abend am Feuer. Uebrigens wird es hier schon gegen sieben dunkel.
Unser Fahrer Jeffrey fuhr wie eine Wildsau, was sehr toll ist, wenn man Kenias Schlagloch- und Schuttstrassen den halben Tag oder laenger ertragen muss. Auf dem Weg zum Park oder auch dem Heimweg wird auch gern mal ein Polizist bei einer Kontrolle mit einer grossen Wasserflasche oder aehlichem bestochen. Das Land hat riesige Probleme mit Korruption, wie die meisten afrikanischen Laender.
Mit den Tieren, die wir sahen, hatten wir schon am ersten Tag sehr viel Glueck. Hier die Liste: Zebras, Giraffen, Elefanten, Hyaenen, Gnus, Gazellen, Impalas, Bueffel, einen Hasen (!), Erdhoernchen, Warthogs, eine Schildkroete, Hippos zusammen mit Krokodilen am Mara River und viele tolle Voegel. Gleich am Anfang durften wir einem Loewen bei seiner Mahlzeit, einem Gnu, zusehen. Nebenan wartete ein Schakal und viele Geier (in dieser Reihenfolge!). Letztere haben die Reste komplett verwertet. Wahnsinn, wie schnell das geht! Jeffrey las Zeitung waehrend wir die Tiere beobachteten... no comment!
Nach drei Tagen brachen wir gen Lake Nakuru auf. Die Stadt und der angrenzende Park mit See befindet sich ein gutes Stueck in noerdliche Richtung, was zehn Stunden Hoellenritt bedeutete und das nachdem Ruth mitten im Busch, in der Naehe von Loewen, ihre Magendarmgrippe ausleben musste. N.b.: Nicht einmal hundert Meter von Ruths "Pause" entfernt stiessen wir dann auf eine Gruppe von Loewen, aber das sind ja ganz liebe und faule Kaetzchen. Auf dem Weg nach Nakuru City, noch im Mara-Gebiet, hatten wir noch kurz Zeit, einem Masai-Dorf einen Besuch abzustatten.
Masai-Doerfer sind kreisfoermig angelegt, d.h. die Haeuser und ein Zaun umrunden einen grossen Platz, der vorwiegend der Haltung von Ziegen und Kuehen gilt. So ist der Schutz vor anderen Tieren gewaehrleistet. Bei den Masai haben die Maenner das Sagen und Frauen erledigen die meiste koerperliche Arbeit, so zum Beispiel den Haeuserbau und das Tragen von Gepaeck. Die Masai leben nomadisch und ziehen meist nach ein paar Jahren an einen anderen Ort, um ein neues Dorf zu gruenden. Ein einzelnes Haus aus Holz, das innen komplett dunkel und stickig ist, wird in circa zwei Monaten fertig gestellt. Der Staat macht den ganzen urspruenglichen Staemmen in Kenia Druck, dass sie sich in die normale Gesellschaft eingliedern und so kommt es auch, dass die Masai inzwischen Schulen besuchen. Politische Grenzen erschweren das Nomadenleben: viele Masai leben auch in Tansania und Ehen finden meist statt, indem Frauen zum Beispiel aus Tansania zu ihren Maennern nach Kenia ziehen. Ein Mann kann mehrere Frauen heiraten (Polygynie). Tiere werden meist nur zu besonderen Gelegenheiten geschlachtet, ansonsten gibt es Milch mit Blut gemischt zum Fruehstueck (!).
Geschafft. Naechstes Mal versuche ich, mich kuerzer zu fassen.
Masai Mara

Donnerstag, 4. Oktober 2007

"Rechner an" & "Kill me if you dare to"

Wir sind gut in Nairobi angekommen. Das wird zumindest die Familienmitglieder unter unseren Lesern (!) am meisten interessieren. Die Reise war gut, wenn wir uns im Flugzeug auch gefragt haben, ob wir wohl schon alt genug sind fuer Thrombosen. Der Flughafen in Dubai war morgens um halb sieben nach einer Nacht ohne Schlaf ein Erlebnis, ueberall Luxusautos, die man gewinnen kann, daneben schlafende Menschen am Boden, verschleiert oder bauchfrei. Dazu alle dreissig Sekunden Durchsagen, in denen es um Rechner geht, die man einschalten soll, sehr verwirrend, bis man im Halbschlaf endlich herausfindet, dass "Rechner an" (oder so aehnlich) das arabische Wort fuer Flugnummer ist.
Gestern Nachmittag um zwei sind wir in Nairobi angekommen, etwa einen Kilometer nach Verlassen des Flughafens haben wir mitten in einem Feld unsere erste Giraffe gesehen. Unsere Unterkunft ist... interessant, der Besitzer ist tatsaechlich eine Kolonialistensau, die sich einbildet, frueher Chef der British Army gewesen zu sein und im Army-Ton behandelt er auch die Angestellten. Dazu ist er Alkoholiker und singt gerne die ganze Nacht melancholische irische Trinklieder. Gelobt sei der Erfinder von Ohropax. Zum zweiten Teil der Ueberschrift: der Gute wollte heute Nachmittag, als wir nichtsahnend aus der Stadt zurueck kamen, einen Angestellten umbringen, den er wenige Stunden zuvor eingestellt hatte. Um es nicht zu tun, ist er gegangen, denn eigentlich hat er eine Lizenz zum Toeten, yes Sir!

Nach elf Stunden Schlaf letzte Nacht wollten wir uns heute die Stadt anschauen und zur Giraffenaufzuchtstation. Allerdings ist es nicht einfach, dorthin zu kommen. Nachdem wir die Leute abgewimmelt hatten, die uns zur Busstation bringen wollten (mit einem kleinen Umweg, auf dem wir eine Safari buchen sollten), und diese selbst gefunden hatten, und auf den Bus gewartet hatten, wurden wir aus diesem wieder rausgeschickt, weil er angeblich voll war, was ganz offensichtlich nicht gestimmt hat. Vielleicht wollten sie einem Weissen nicht zumuten, zu stehen, oder den Taxifahrern ein gutes Geschaeft bescheren. Wir haben uns nun entschlossen, morgen von unserem Hostel aus gefuehrt die Giraffenaufzuchtstation zu besuchen, ausserdem auch das Elefantenwaisenhaus und das Karen-Blixen-Museum. Uebermorgen werden wir wohl auf eine viertaegige Safari nach Masai-Mara und zum Lake Nakuru gehen.
Ach ja, was wir heute tatsaechlich gesehen haben: ein Cafe, das im Lonely Planet steht (also mit der einzige Ort, an dem man sich nicht zeitweise wuenscht, eine weniger auffaellige Hautfarbe zu haben) und die Stadt von oben aus dem 32. Stockwerk des Kenyatta-Conference-Center.
Bisheriges Fazit: Nairobi ist heiss, staubig, bunt, unsere Lungen werden auf 1661 Metern Hoehe trainiert, und es geht uns gut!

Nairobi