Samstag, 22. Dezember 2007

Jaipur, Delhi und Opferziegen

Ein kleines Update, bevor wir unseren letzten Ausflug starten... Wir sitzen gerade mal wieder an den Computern in "unserem" Internetcafe am Connaught Place, unserer Meinung gerade der zivilisierteste Ort in ganz Delhi, und das, wo uns die Stadt bei unserer Rueckkehr hierher vorgestern schon so vertraut vorkam.
Nachdem wir uns in Agra das Taj Mahal und das Fort gegeben hatten und wegen der Kaelte (nicht nach deutschen Massstaeben, aber wir kamen ja aus Bangkok) einige Zeit in Coffee Shops und im Pizza Hut verbracht hatten, sind wir nach Jaipur gefahren. Pizza Hut gab's da auch, aber wir haben uns zusammen gerissen und widerstanden, obwohl es unseren von europaeischen Essen entwoehnten Gaumen zu unserer Schande sehr gut geschmeckt hat. Nachdem wir krank waren, stehen wir allein der Optik des indischen Essens schon ziemlich kritisch gegenueber. Der Heisshunger auf Spaetzle steigt stuendlich, so dass wir definitiv wissen, was wir am 31. kochen werden!
Zum Thema: wir hatten gehoert, die Busse in Indien seien eine einzige Katastrophe und Jaipur als Hauptstadt von Rajasthan schrecklich konservativ (noch konservativer als der Rest???) aber von beidem waren wir positiv ueberrascht. Die pinke Stadt ist zwar nicht im Geringsten pink, sondern orange, und der beruehmte Palast der Winde ist dermassen winzig, dass man vorbei laufen wuerde, wuerden die Souvenirverkaeufer und Bettler nicht auf eine groessere Sehenswuerdigkeit hindeuten. Wir haben uns also den Palast des Maharajas und das Observatorium angeschaut und sind zum Fort hinaufgelaufen, das der Maharaja fuer seine Maharanis als Rueckzugsort bauen liess. Anfangs haben wir uns gefragt, wo denn bloss all die indischen Frauen sind, aber mittlerweile sehe ich ein, dass es fuer eine Frau hier doch am Angenehmsten ist, einfach gemuetlich in den eigenen vier Waenden zu bleiben.
Von Jaipur nach Delhi haben wir uns vorgestern Abend den etwas teureren Zug, den Shatabdi Express, gegoennt, in dem doch ganz andere Leute fahren als im normalen Zug. Wir sind mit einem Sikh ins Gespraech gekommen, der uns ueber seinen Turban aufgeklaert hat, und da auch das Hotel in Jaipur das beste bisher war und von einem Sikh gefuehrt, sind uns diese Leute sehr sympathisch und wir freuen uns auf Amritsar, die Stadt der Sikhs.
Waehrend der Zugfahrt wurden wir permanent mit erstaunlich gutem Essen verwoehnt, nur Alkohol gab's natuerlich keinen. Ueberhaupt ist nicht nur die Einstellung vieler Inder zu Frauen etwas eigenartig, sondern auch zum Alkohol. Ein Restaurant muss sich fuer 8000 Dollar eine Lizenz kaufen, wenn es Bier verkaufen will, was sich bis auf die grossen Hotels kaum einer leisten kann. Also wird das Bier heimlich ausgeschenkt und man kommt in den Genuss, Kingfisher aus der Teekanne in eine Tasse zu giessen und dann so zu geniessen.
Seit gestern Mittag sind wir wieder zu dritt, Harry, den wir in Kenia kennen gelernt hatten, ist nach Delhi gekommen, nachdem er die letzte Zeit in Aegypten, Israel und Jordanien verbracht hat. Gemeinsam wollten wir natuerlich gleich alten Gewohnheiten nachgehen und gut essen, in der Naehe von Jami Masjid. Leider war uns irgendwie entfallen, dass das Eid Festival, wohl eines der groessten Feste der Muslime, gerade begonnen hatte. Wir durften uns also durch einen Basar voller Maenner und Opferziegen durchwuehlen und das Gedraenge war so gross, dass auch die Begleitung von zwei Maennern nichts mehr gebracht hat. Bisher hielten sich die Belaestigungen in Grenzen, aber innerhalb dieser vielleicht hundert Meter bin ich oefter angegrabscht worden als die ganzen Monate unserer Reise - der Gipfel war ein Kerl, der gleichzeitig seinen kleinen Sohn an der Hand hielt. Olli war auch nicht mehr so wirklich entspannt, so dass ein Kerl, der des Sprechens nicht maechtig war, Harry sehr nachdruecklich um Zigaretten angegrunzt und mich geschubst hat, dran glauben musste und mit einem hoechst energischen "Go away, don't touch her!" auf die Strasse befoerdert wurde. Ich habe mich dann auch nicht mehr sehr konform verhalten und bin, obwohl davor ausdruecklich gewarnt wird, hocherhobenen Hauptes mit Sonnenbrille (es war schon dunkel...) und brennender Zigarette in der Hand als Waffe durch die Massen stolziert. Ein Einheimischer hat sich dann um uns gekuemmert - wir sahen wohl etwas fertig aus - und uns im Bus mitgenommen. Einige suedafrikanische Bierchen in der Naehe unserer Unterkunft spaeter ging es uns wieder besser und wir sind wieder halbwegs entspannt. Gleich geht es mit dem Zug nach Amritsar und zu Heiligabend sind wir vermutlich in McLeod. Der Dalai Lama auch, und wir haben was von einer Massenaudienz gehoert, also wer weiss?
Jaipur and Delhi again

Sonntag, 16. Dezember 2007

Don't Taj Me

Nach unserem kurzen Aufenthalt in Delhi haben wir uns gleich die wohl anstrengendste Stadt Indiens gegeben, sofern wir das bis hier beurteilen koennen. Varanasi ist eine gute Mischung aus "Schock und Idylle", wobei unser Eindruck auch leicht von unserem dortigen Gesundheitszustand gepraegt sein koennte.
Wenn man bei Wikipedia im Varanasi Artikel folgenden Link aufruft: Varanasi, Indiens Alptraum am Ganges erfaehrt man wohl nicht viel ueber die Stadt an sich, aber wie sie doch auf manche Menschen wirken kann. So haben wir sie jedenfalls nicht erlebt, auch wenn manche Dinge in der heiligen Stadt schon schockierend waren:
Zum einen ist Varanasi extrem schmutzig; ueberall spuckende Inder, Kuhmist, Muell an jeder Ecke, ganz zu schweigen vom heiligen Fluss! In unserem Hostel hat das Wasser recht seltsam gerochen und wir wunderten uns warum.In der Strasse wurde der Boden aufgerissen und spaeter hoerten wir, dass dort wohl Rohrleitungen repariert wurden, weil es von einem Rohr in die Wasserleitung geleckt hat. Wir moechten nicht wissen, was in dem anderen Rohr geflossen ist, aber es hat auf jeden Fall dazu gefuehrt, dass das ganze Hostel krank wurde (verduennte Varanasi-Scheisse!). Anscheinend wir die ganze Stadt von Grundwasser gespeist, das am Gangesufer gewonnen wird, dort sahen wir jedenfalls einen Wasserturm. Die Kolibelastung ist zweitausend Mal hoeher als der erlaubte Wert in Indien, ganz zu schweigen von den Schwermetallen. Trotzdem hatten wir noch das Glueck, auf unserer Bootstour entlang der Ghats (Orte am Flussufer zur rituellen Waschung und z.T. Leichenverbrennung) zumindest die Hand hineinhalten zu muessen, weil wir mehr oder minder dazu gezwungen wurden, einen Kerzenteller in den Fluss zu legen. Heiliges Ritual. In Varanasi ist alles heilig und zur Anreicherung von Karma gedacht, nur dass wir das irgendwie so empfanden, als ob Karma gleich Rupees ist. Unsere Hand ist jedenfalls dran geblieben! Ein anderer Backpacker im Hotel hat doch ernsthaft behauptet, ein "reinigendes" Bad im Ganges genommen zu haben und er meinte, es haette ihm nichts gemacht. Ein andere erwiderte sodann, dass es ihn sobald er daheim ist bestimmt "aendern" wuerde und ersterer meinte dann, dass er doch reise, um sich zu veraendern. Es gibt also immer Gruende, ein Bad in diesem herrlichen Gewaesser zu nehmen.
Schockierend ist es auch, wenn man zum 'burning ghat' gelangt. Dort werden Leichen glaeubiger Hindus in der Oeffentlichkeit auf Scheiterhaufen verbrannt, um dann direkt ins Nirvana ueberzugehen, anstatt wiedergeboren zu werden. Wenn man sowas als Europaeer das erste Mal sieht, moechte man einfach nur da stehen und die Eindruecke verarbeiten, doch schon stuermen jede Menge Leute auf einen zu, die einem dies und jenes erklaeren wollen, um dann am Ende wieder Rupees einzusacken. Uns stoerte also weniger, was die Hindus fuer Rituale haben, aber das Paradoxon zwischen heiligen Ritualen und schlichter Geldmacherei. Beispiel: Ein Kilogramm Holz fuer eine Leichenverbrennung kostet angeblich ca. 150 Rupees und man benoetigt 200 - 600 kg fuer einen Leichnam. Finanziert wird das natuerlich auch durch die Touristen, die sich das ansehen. Als wir einem der selbst auserwaehlten Guides, den wir versucht hatten abzuwimmeln, kein Geld geben wollten, meinte er, dass es schlecht fuer unser Karma sei. Irgendwie dachten wir, dass es vielleicht besser waere, das Geld fuer eine Organisation zur Bereinigung des Ganges einzusetzen, aber ihm das zu erklaeren waere wohl kaum moeglich gewesen.
In Varanasi faellt ueber den Tag verteilt mehrmals der Strom aus. Einmal war die Ursache einer der vielen Affen, die dort durch die Gassen und ueber die Daecher tollen. Jener Affe fand es extrem spassig sich an Stromleitungen, die in den Gassen offen herumhaengen, entlangzuhangeln. Das Licht in unserem Restaurant in der selben Gasse begann zu flackern, man hoerte das typische Geraeusch von Lichtboegen; ploetzlich ein lauter Knall und da ist der Affe wohl gebrutzelt worden. Wir haben ihn jedenfalls nicht mehr gesehen.
Nach dem ganzen Zirkus hat sich Ruth als Entschaedigung noch einen 'Punjabi' schneidern lassen - kost' ja nix! (Anmerkung von Ruth: Ollis Anzug hat dreimal so viel gekostet!!!)

Nach einem Tag Verzoegerung waren wir dann ganz froh, die Stadt zu verlassen und sind mit dem Zug nach Agra gefahren. Es war kalt und Ruth wurde natuerlcih von allen Seiten begafft. Zwei recht naiven aber ueberaus netten Brasilianern bei uns im 'second class sleeper' Abteil war die schraege Einstellung der maennlichen Inder bezueglich Sexualitaet (anscheinend sehen die sich alle Pornos mit hellhaeutigen Menschen an und denken dann, dies sei unser normaler Umgang miteinander und jede westliche Frau ist eine Hure, um das mal extrem zu formulieren) voellig egal und so haben sie im Abteil gekuschelt und geknutscht und viele Blicke auf sich gezogen, aber nichts davon bemerkt. Reisen in Indien leicht gemacht!
Zu Agra muss ich, glaube ich, nicht viel sagen. Die Stadt besitzt Baeume und Voegel, nette Menschen, die nicht nur ihre Religion im Kopf haben und das Taj! Lassen wir die Fotos sprechen!

Samstag, 8. Dezember 2007

Der Bia-Hoi-Effekt & Kulturschock Indien

Es soll noch einmal jemand sagen, der Verkehr in Vietnam sei so schrecklich. Zum Ueberqueren der Strasse muss man einfach in einem regelmaessigen Tempo hinueber laufen und am besten nicht nach links und rechts sehen, dann fahren alle um einen herum. Natuerlich wird dabei kraeftig gehupt. Es war ja immerhin auch moeglich, mit dem 'Motobike' zu fahren - wir haben's jedenfalls ueberlebt. In Delhi ist das ganz anders!
Hanoi ist chaotischer und schmutziger als Ho Chi Minh City, dafuer auch mehr das typische Vietnam, auch wenn man hier auch noch relativ viel Kolonialbauten (z.B. auch eine recht huebsche Kathedrale) findet. Bis auf die ueblichen Rufe "Eeeh, Motobike, Sir" und wandelnden Geschaeften auf der Strasse wird man ziemlich in Ruhe gelassen.
Unsere Highlights waren das Erkunden der Strassen mit dem Motobike, das Museum of Ethnology (interessant, aber zu viel Information auf einmal), Fruehstueck in einem Cafe, wo schon Catherine Deneuve beim Drehen des Films Indochine gegessen hat, der Temple of Literature, das Mausoleom von Ho Chi Minh, der Tempel auf der Insel im Hoan Kiem Lake, ein Friseurbesuch und Bia Hoi.
Die Leute haben's mit ihrem Onkel Ho und so haben sie ihm ein riesiges, potthaessliches Grab gebaut, das von einem noch schaeusslicheren Platz umgeben ist und gleichzeitig von Militaer bewacht. Der Witz an dem Teil ist, dass hier normalerweise der einbalsamierte Leichnam von Ho liegt (oder ist es doch ne Wachsfigur von Madame Tussaud?), der aber gerade zum jaehrlichen Aufpeppeln in Russland verweilt. Also konnten wir keine Heldenverehrung sehen, aber uns von Polizisten anmotzen lassen, auch nicht schlecht.
Beim Friseur wurde Ruth von fuenf Leuten gleichzeitig betreut, waehrend mich zwei der Angestellten, offensichtlich schwule Jungs, anhimmelten. Das Resultat: die Inder sind von Ruths neuer Haarfarbe hin und weg und der Besuch kostete etwa ein Viertel von deutschen Preisen.
Den coolsten Abend in Hanoi hatten wir, als wir zufaellig auf die 'Beer Junction' stiessen, wo es das beruechtigte Bia Hoi fuer umgerechnet 15 Eurocent gab (anscheinend das billigste Bier der Welt) und noch dazu sehr gut schmeckt. Dazu gab es einheimisches Essen und ein nettes Gespraech mit zwei Vietnamesen - endlich jemand, der Englisch konnte und uns nichts verkaufen wollte. Nach vier Glaesern waren wir dann gut bedient und nicht mal einen Euro los. Daher moechten wir nun unsere Hochzeitsfeier bitteschoen nach Hanoi verlegen, einverstanden?

Am 6.12. flogen wir zurueck nach Bangkok, was uns nun ploetzlich sehr ruhig vorkam. Noch ein Besuch auf der Khao San und bei einem grossen, goldenen Buddha und schon ging es weiter nach Delhi.
Die Stadt uebertrifft alle anderen bisherigen Staedte auf jeden Fall in ihrer Lautstaerke. Nach einer dubiosen Fahrt vom Flughafen in die Innenstadt - wir haben mit dem schlimmsten gerechnet, der Fahrer ist unterwegs eingeschlafen, fand den Weg erst nicht, oder tat zumindest so - sind wir direkt vor unserem Hotel abgesetzt worden. Erstaunlich! Bisher hat uns noch keiner uebers Ohr gehauen und so konnten wir heute die gigantische Jami Masjid Moschee (die groesste Moschee Indiens) inklusive Minarett mit atemberaubender Aussicht ueber das SMOG-Delhi besichtigen, uns mit Einheimischen unterhalten und mit ihnen zusammen fotographiert werden, Fahrrad Rikscha fahren und hervorragend essen. Trotzdem sind die sehr aufdringlichen Leute hier sehr gewohnheitsbeduerftig. Morgen Abend geht es mit dem Nachtzug nach Varanasi, die heilige Stadt der Hindus. Wir sind gespannt, was uns da erwartet. Vielleicht ein Bad im Ganges?
From Hanoi via Bangkok to Delhi

Samstag, 1. Dezember 2007

Von Sihanoukville nach Hanoi

Mittlerweile sind wir in Vietnam angelangt. Vor einer knappen Woche sind wir mit dem Bus ueber Phnom Penh nach Saigon gefahren, oder auch Ho Chi Minh City, der offizielle Name, den aber so gut wie niemand verwendet. Dafuer haengt ein Bild von Ho Chi Minh sonst in jedem Gebaeude an der Wand und er laechelt einen auch von saemtlichen Geldscheinen an. Soviel zum Thema Kommunismus. Ueberhaupt kommt es uns so vor, als seien ehemals kommunistische Staaten nun dem Kapitalismus wesentlich mehr zugetan als wir "im Westen". Wir hatten die Hoffnung, dass wir in Vietnam nicht mehr nur als Geldquelle betrachtet werden, die man schroepfen kann, und in Saigon hat sich diese Hoffnung auch zum grossen Teil erfuellt. Die Stadt ist eine spannende Mischung aus asiatischen und franzoesischen Einfluessen, was sich unter anderem in sehr gutem Essen niederschlaegt, was uns natuerlich sehr wichtig war, vor allem, da Kambodscha diesbezueglich fuer unseren Geschmack nicht allzu viel zu bieten hatte. Neben Besuchen in diversen Restaurants und auf dem Markt - die Sachen hier sind so schoen, aber leider sind die Preise auch dementsprechend! - haben wir uns diverse Museen angeschaut, die vor allem die neuere vietnamesische Geschichte behandeln. Wenn man sieht, was im Vietnamkrieg (hier heisst es American War) abgegangen ist, wird einem wirklich fast schlecht angesichts der Tatsache, dass sich noch immer jeder potentielle US-Praesident mit den Veteranen zeigen muss und nicht das Rueckgrat hat, die Wahrheit auszusprechen - ein Teil der Leute wuerde heute noch nach Den Haag gehoeren!
Nachdem wir uns mit solch traurigen und schockierenden Tatsachen auseinander gesetzt hatten, sind wir am naechsten Tag ins Mekong Delta gefahren. Wir hatten uns vorgestellt - so stand es eigentlich auch in der Broschuere -, dass wir mehr oder weniger den ganzen Tag auf dem Fluss unterwegs sind. Die Realitaet sah so aus, dass wir erst Reis-, Bananen- und Schlangenschnaps probieren durften, Olli sich eine Python um den Hals gelegt hat, wir dann an Souvenirstaenden vorbei ueber eine Insel geschlappt sind, um eine Darbietung traditioneller vietnamesischer Musik inclusive CD-Verkauf zu geniessen und eine Coconut Candy Fabrik besucht haben. Am Ende hatten wir wenigstens noch das Glueck, mit dem Boot auf dem Fluss zurueck nach Saigon zu fahren, das war wirklich wundervoll. Ueberall waren traditionelle Holzschiffe mit Waren unterwegs und kurz vor der Stadt konnten wir auch noch den Sonnenuntergang geniessen.
Vor drei Tagen sind wir mit einem Billigflieger nach Hoi An geflogen, das etwa in der Mitte zwischen Saigon und Hanoi liegt. Dort gibt es eine Altstadt, die UNESCO-Weltkulturerbe ist, was die Vietnamesen aber nicht davon abhaelt, wie die Verrueckten mit dem Motorbike durchzurasen. Olli hat sich fuer 50 Euro einen Anzug schneidern lassen, der Aufenthalt hat sich also gelohnt!
Am zweiten Tag haben wir uns selbst ein Motorbike gemietet und sind zu den Marmorbergen gefahren, wo es Hoehlen und Pagoden in allen Variationen zu besichtigen gibt. Dort waere uns angesichts der offensichtlichen Handaufhalte-Mentalitaet dann auch beinahe mal der Kragen geplatzt. Sobald wir auf den Platz vor dem Eingang gefahren sind, sind x Frauen aus ihren Shops rausgeschossen gekommen, um uns klar zu machen, dass sie so nett sind, auf unseren Roller aufzupassen (voellig unnoetig, aber wen interessiert's?), wir dann aber gefaelligst nachher irgendeinen Marmormist zu kaufen haetten. Sobald man dann den Eingang zu den Bergen hinter sich hat, wird man von Teenies bedraengt, die einem Sachen zeigen, die man ohne Weiteres selbst erkennt, beispielsweise, wo es weitergeht (fuer irgendetwas gibt's ja auch Wegweiser). Man hat kaum eine ruhige Minute und kann sich keine Zeit lassen, die Dinge entspannt anzuschauen, was wirklich schade ist, aber es geht einfach nicht, wenn dauernd jemand hinter einem steht und Geld haben will. Irgendwann haben wir herausgefunden, dass es am besten ist, wenn man den Leuten mit kompliziertem Englisch kommt, denn dass sie einen nicht verstehen, wollen sie nicht zugeben, also laecheln sie freundlich und lassen einen endlich gehen. Das groesste Problem ist fuer uns, wenn wir dauernd angefasst und festgehalten werden, das geht gar nicht, nur wird das in Indien garantiert noch schlimmer. Wenigstens koennen wir hier Erfahrungen sammeln.
Genug gejammert... Wir wissen, wir haben allen Grund, es uns gut gehen zu lassen, in Deutschland ist es kalt und eklig.
Mittlerweile sind wir in Hue, ein wenig noerdlich von Hoi An, und geniessen es tatsaechlich, dass wir mal wieder lange Hosen anziehen koennen und es nicht mehr so feucht-heiss ist. Heute haben wir wieder einen Roller gemietet und uns Pagoden und das "Grab" Kaisers Tu Duc angeschaut, das aus einem Park, einem Bach und verschiedenen Gebaeuden besteht und ihm, seiner Frau und seinen Konkubinen frueher als Rueckzugsort gedient hat. Der Kerl ist uns sehr sympathisch, er war wohl ein Gourmet, der sich zu jedem Abendessen fuenfzig Gaenge, gekocht von fuenfzig Koechen und serviert von fuenfzig Bediensteten gewuenscht hat und dessen Tee aus Morgentau gemacht wurde. Das mit den Bediensteten scheint heutzutage noch Tradition zu sein in Hue, gestern haben wir in einem alles andere als luxurioesen Restaurant tatsaechlich neun Kellner auf sechzehn Tische gezaehlt, von denen die Haelfte nicht besetzt war. Ach ja, Essen wird hier mit Vorliebe auf altem Vietnam Airlines Geschirr serviert.
So, das war's mal wieder, heute Abend feiern wir unseren einmonatigen Hochzeitstag und morgen geht's mit dem Bus weiter nach Hanoi.
Ganz liebe Gruesse von uns!

Nachtrag
In Hue konnten wir den Blog leider nicht hochladen, weil die Seite nicht verfuegbar war. Inzwischen sind wir nach einer Nacht im Sleeper Bus in Hanoi angekommen. Diesen Bus muss man sich so vorstellen, dass auf zwei Stockwerken jeweils drei "Betten" nebeneinander sind, dazu im ganzen Bus vier Fernseher fuer die unsaeglichen Karaoke- und anderen Shows, dazu dreissig Zentimeter ueber jedem Bett ein Lautsprecher, der diesen Namen auch verdient. Olli hatte das Pech, auch noch den Fernseher vorm Gesicht zu haben, gluecklicherweise waren hinter uns nur noch Touristen, die alle heilfroh waren, als er gefragt hat, ob jemand was dagegen hat, wenn er die Decke ueber das Teil haengt. Der Busfahrer ist gefahren wie ein Henker und dank Ohrstoepseln habe wenigstens ich nicht mitgekriegt, wie das schwule Vietnamesenpaerchen unter uns sich nachts um zwei gepruegelt und Britney Spears gehoert hat - dafuer wurden wir wir um fuenf mit ohrenbetaeubenden Asia-Schnulzen gnadenlos geweckt...
Unser erster Eindruck von Hanoi ist grossartig, endlich das Vietnam, das wir uns vorgestellt hatten, viel traditioneller und die Leute sind wesentlich netter. Wir wohnen mitten im alten franzoesischen Viertel und freuen uns darauf, die Stadt in den naechsten Tagen zu erkunden.
Sihanoukville to Hanoi