Dienstag, 16. Oktober 2007

Papa Ken's World

Dieser Post ist hauptsaechlich fuer die, die vorhaben, bei den Nairobi Backpackers unterzukommen oder schon dort waren. Fuer die anderen hier eine kleine Beschreibung des Ortes, wo wir mehrere Naechte zwischen unseren Trips in Nairobi verbrachten.
Kenneth alias Papa Ken ist der Guru der Nairobi Backpackers. Er war bei der British Army laut Angabe ein hoeheres Tier. Er macht auf den ersten Blick einen sehr sympathischen Eindruck und scheint einem jeden Wunsch Wahrheit werden zu lassen wollen. In frueheren Zeiten war er bei den Backpackers wohl sehr beliebt, was auch in vielen Rezensionen von Guide Books zu lesen ist. Leider leidet er nun unter Alkoholismus, Insomnia und Komplexen. Der Mann hat so vieles erlebt, die Frage ist, was man glauben kann und was nicht. Er bereiste einen grossen Teil der Welt und war anscheinend auch politisch aktiv. O-Ton: "I've seen everything, I've been everywhere and now I'm here connecting all I know" oder "I've dined with sultans, kings and presidents!" In der Tat gibt es ein Foto mit ihm und dem eritreischen Praesidenten. Kein Wunder, dass er nun Komplexe hat, wenn er nun nur noch bei den Backpackers rumgammelt und dort nichts mehr auf die Reihe bekommt. Das Haus verfaellt zusehends. Laut Joost, einem Niederlaender, der dort eine zeitlang arbeitet, wirtschaftet Ken den Laden sprichwoertlich herunter.
Er hat teilweise recht kolonialistische Zuege, so bezeichnet er Kenia als Abessinia und laestert ueber dessen Politik, was teilweise verstaendlich ist. Viele Europaeer, die in Kenia leben, sind voellig fertig mit der Welt und Alkoholiker, wobei man sich fragt, warum sie ueberhaupt da sind, wenn es ihnen dort nicht gefaellt. Wahrscheinlich, weil 'daheim' das wartet, vor dem sie gefluechtet waren.
Ken kommandiert seine Angestellten herum, als waeren sie Soldaten bei der Army. Er belaestigt Frauen, in dem er sie bei der abendlichen Runde betatscht oder teilweise sogar des Nachts in die Zimmer geht und um Sex bittet. Koerperlich handgreiflich wurde er jedoch nie, so weit wir das wissen. Der Mensch sucht so dringend nach koerperlichem Kontakt oder Liebe, dass er zwei deutschen Maedels ans Meer nachgereist ist, die aber zu ihrem Glueck einen anderen Ort angegeben hatten, als den, wo sie letzlich ihre Erholung von Ken genossen.
Mit Ken laesst sich nicht diskutieren, denn er hat grundsaetzlich recht. Die Diskussion zwischen ihm und Ruth ueber den Untergang des roemischen Reiches, ueber den die "Althistorikerin" sicherlich mehr Ahnung hat, scheiterte, weil er der ist, der vorgibt, alles zu wissen. Studieren tun laut ihm nur Idioten, er ist der "Professor" des Studiums des Lebens! Gerne philosophiert er, schwelgt in Erinnerungen verflossener Lieben und laesst Pseudoweisheiten ab. "The best way to keep meat fresh is to keep it alive!" Nicht ganz unrecht hat er da. N.B.: Er ist kein Vegetarier.
Als wird dort waren, ist auch sein Bruder zu Gast gewesen, der aus England kam, um sich ueber Kens Zustand zu informieren. Die Angestellten, die ihn wohl frueher sehr zu schaetzen wussten, hoffen nun, dass es einen Grund gibt, ihn in psychiatrische Behandlung zu geben. Immerhin hat er es schon einmal geschafft, fuer eine Nacht in den Knast zu kommen, weil er in einer Bar nicht zahlen wollte, weil in seiner Welt niemand fuer etwas bezahlen muss. Komisch, dass wir unsere Unterkunft, das Essen und vor allem die Safari bezahlen mussten! Fuer kenianische Verhaeltnisse war das Essen dort uebrigens ganz ertraeglich.
Manchmal hat er echt gute Ideen, die zu verwirklichen er aber offensichtlich nicht in der Lage ist oder sein wird. Er moechte solche Orte wie seinen Papa Ken's Place (Nairobi Backpackers) auf der ganzen Welt eroeffnen und alle Leute vernetzen. Jeden will er in seine "Family" in der FaceBook-Plattform einladen. Fuer mich wollte er ein Cello besorgen und fuer Ruth eine Floete. Ruth ist dafuer geboren, Floete zu spielen! Er wollte mit uns auf Safari gehen und sogar eine Ballonsafari unternehmen, aber mit ihm waere es Horror gewesen, weil er einen nicht in Ruhe lassen kann, daher haben wir uns an jenem morgen mit dem Fahrer heimlich verdrueckt. Das ganze Backpackers war darueber informiert, nur er nicht. Wir gaben vor, nur zum Geldautomaten zu fahren und waren weg. Anders geht es wohl nicht mehr.
Das klingt nun alles sehr negativ. Wenn man aber Ken ertraegt oder ihm aus dem Weg geht, ist dieser Ort wirklich grossartig und empfehlenswert. Denn die Leute, die dort einchecken sind hoechst sympathisch und alle Reisende wie wir. Man sitzt abends gemuetlich um das Feuer mit ein paar Bierle und kann sich vom teilweise anstrengenden Kenia entspannen. Und irgendwie wuerde ohne Ken dort auch etwas fehlen.
Papa Ken's Place

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