Mittwoch, 2. Januar 2008

Amritsar, McLeod, Delhi zum Dritten und Konstanz

Den letzten Blog gibt's vom heimischen Sofa aus, mit Umlauten und Scharf-S. Liebe Miriam, wir haben uns sehr gefreut, von dir zu hören - du kannst uns unter latrebbia(at)gmx.de erreichen, wir wollen gerne wissen, was ihr noch alles erlebt hat.
Zum Thema: bis auf unsere etwas versiffte Unterkunft war Amritsar sehr nett und hat uns mit am besten gefallen in Indien. Die Stadt ist sehr von den Sikhs geprägt, was man im alltäglichen Leben merkt - die Leute sind viel offener, wesentlich gebildeter und man sieht zur Abwechslung sogar mal halbwegs selbstbewusste Frauen auf der Straße. Wir haben uns den berühmten Goldenen Tempel angeschaut, der wirklich sehr beeindruckend ist. Schön war, dass wir zwar wie immer selbst eine Touristenattraktion waren und alle Leute mit uns aufs Bild wollten, wir aber auch ganz gemütlich am Rand des "Sees", der den Tempel umgibt, sitzen und das schöne Wetter genießen konnten.
Olli war von der Sikh-Kultur so begeistert, dass er sich einen Turban hat binden lassen - fünf Meter Stoff auf dem Kopf, der dazu geführt hat, dass er überall bevorzugt behandelt und endlich nicht mehr ich, sondern er angestarrt wurde. Mit dem Taxi sind wir an den einzigen Grenzübergang zu Pakistan gefahren und haben uns das dort jeden Nachmittag stattfindende Flaggen-Einhol-Spektakel angeschaut. Da die Pakistanis und die Inder nun nicht gerade für ihre innige Freundschaft bekannt sind, ist das alles höchst amüsant, etwas beängstigend, vor allem aber sehr absurd. Auf beiden Seiten der Grenze versammeln sich auf Tribünen riesige Menschenmassen, die abwechslungsweise "Lang lebe Hindustan" und "Lang lebe Pakistan" brüllen, auf der Straße darunter rennen die Leute mit den Landesfahnen umher und in irrsinnige Klamotten gekleidete Soldaten spielen Monty Python's "Ministry of Silly Walks" nach. Nachdem jeder gezeigt hat, was er kann, werden die beiden Flaggen eingeholt und natürlich darf keine jemals höher sein als die andere.
Nachdem wir also über die Auswüchse des Patriotismus gelernt hatten, sind wir Heiligabend mit dem Bus in Richtung Himalaja gefahren und abends verschnupft und fast ohne Stimme auf 1800 m über Meer in McLeod Ganj angekommen. Viel war nicht mehr mit uns anzufangen, so haben wir Harry zum Liquor Store geschickt und dann im Bettchen Kingfisher getrunken, was eigentlich ganz gemütlich war. Die nächsten Tage haben wir uns noch einmal erholt, die gute Luft genossen, tibetisch gegessen, die unglaublich netten tibetischen Menschen ein bisschen kennengelernt und einiges über die Geschichte des Landes gelernt. Man hat sich nicht mehr gefühlt, als sei man in Indien, und das war sehr angenehm. Am dritten Tag - nach drei vergeblichen Versuchen, haben wir es tatsächlich geschafft und den Dalai Lama gesehen, ein würdiger Abschluss unserer Reise. Beweisbilder gibt es leider keine, im Tempelbereich war photographieren verboten, aber schön war es trotzdem. Wir hatten uns vorgestellt, dass ein Bild vom Dalai Lama zwischen Olli und Harry mit ihren kenianischen Tusker-T-Shirts nett wäre, aber da wir bestimmt nicht das letzte Mal in McLeod waren und das nächste Mal gerne an einem Teaching teilnehmen würden, bietet sich vielleicht noch einmal eine Möglichkeit.
Nach vier wunderschönen Tagen mussten wir uns leider wieder in den indischen Dreck aufmachen und nach Delhi fahren - den letzten Tag haben wir allerdings dort im tibetischen Viertel verbracht, die letzten Souvenirs gekauft und mit einem Mönch geredet, der uns die Geschichte seiner Flucht aus Tibet erzählt hat. Am 30. in der früh haben wir uns schweren Herzens von Harry und leichten Herzens von Delhi verabschiedet, sind in unser Emirates Flugzeug gestiegen (willkommen in der Zivilisation!) und über Dubai nach München geflogen, wo uns die Familie glücklich in die Arme geschlossen und als erstes natürlich unsere Ringe begutachtet hat.
Ein allgemeines Fazit gibt es von jedem von uns in den nächsten Tagen noch, bis dahin wünschen wir euch ein glückliches neues Jahr, nachdem wir das mit Weihnachten ja leider nicht hingekriegt hatten!
Amritsar, McLeod, Delhi zum Dritten und Konstanz

Samstag, 22. Dezember 2007

Jaipur, Delhi und Opferziegen

Ein kleines Update, bevor wir unseren letzten Ausflug starten... Wir sitzen gerade mal wieder an den Computern in "unserem" Internetcafe am Connaught Place, unserer Meinung gerade der zivilisierteste Ort in ganz Delhi, und das, wo uns die Stadt bei unserer Rueckkehr hierher vorgestern schon so vertraut vorkam.
Nachdem wir uns in Agra das Taj Mahal und das Fort gegeben hatten und wegen der Kaelte (nicht nach deutschen Massstaeben, aber wir kamen ja aus Bangkok) einige Zeit in Coffee Shops und im Pizza Hut verbracht hatten, sind wir nach Jaipur gefahren. Pizza Hut gab's da auch, aber wir haben uns zusammen gerissen und widerstanden, obwohl es unseren von europaeischen Essen entwoehnten Gaumen zu unserer Schande sehr gut geschmeckt hat. Nachdem wir krank waren, stehen wir allein der Optik des indischen Essens schon ziemlich kritisch gegenueber. Der Heisshunger auf Spaetzle steigt stuendlich, so dass wir definitiv wissen, was wir am 31. kochen werden!
Zum Thema: wir hatten gehoert, die Busse in Indien seien eine einzige Katastrophe und Jaipur als Hauptstadt von Rajasthan schrecklich konservativ (noch konservativer als der Rest???) aber von beidem waren wir positiv ueberrascht. Die pinke Stadt ist zwar nicht im Geringsten pink, sondern orange, und der beruehmte Palast der Winde ist dermassen winzig, dass man vorbei laufen wuerde, wuerden die Souvenirverkaeufer und Bettler nicht auf eine groessere Sehenswuerdigkeit hindeuten. Wir haben uns also den Palast des Maharajas und das Observatorium angeschaut und sind zum Fort hinaufgelaufen, das der Maharaja fuer seine Maharanis als Rueckzugsort bauen liess. Anfangs haben wir uns gefragt, wo denn bloss all die indischen Frauen sind, aber mittlerweile sehe ich ein, dass es fuer eine Frau hier doch am Angenehmsten ist, einfach gemuetlich in den eigenen vier Waenden zu bleiben.
Von Jaipur nach Delhi haben wir uns vorgestern Abend den etwas teureren Zug, den Shatabdi Express, gegoennt, in dem doch ganz andere Leute fahren als im normalen Zug. Wir sind mit einem Sikh ins Gespraech gekommen, der uns ueber seinen Turban aufgeklaert hat, und da auch das Hotel in Jaipur das beste bisher war und von einem Sikh gefuehrt, sind uns diese Leute sehr sympathisch und wir freuen uns auf Amritsar, die Stadt der Sikhs.
Waehrend der Zugfahrt wurden wir permanent mit erstaunlich gutem Essen verwoehnt, nur Alkohol gab's natuerlich keinen. Ueberhaupt ist nicht nur die Einstellung vieler Inder zu Frauen etwas eigenartig, sondern auch zum Alkohol. Ein Restaurant muss sich fuer 8000 Dollar eine Lizenz kaufen, wenn es Bier verkaufen will, was sich bis auf die grossen Hotels kaum einer leisten kann. Also wird das Bier heimlich ausgeschenkt und man kommt in den Genuss, Kingfisher aus der Teekanne in eine Tasse zu giessen und dann so zu geniessen.
Seit gestern Mittag sind wir wieder zu dritt, Harry, den wir in Kenia kennen gelernt hatten, ist nach Delhi gekommen, nachdem er die letzte Zeit in Aegypten, Israel und Jordanien verbracht hat. Gemeinsam wollten wir natuerlich gleich alten Gewohnheiten nachgehen und gut essen, in der Naehe von Jami Masjid. Leider war uns irgendwie entfallen, dass das Eid Festival, wohl eines der groessten Feste der Muslime, gerade begonnen hatte. Wir durften uns also durch einen Basar voller Maenner und Opferziegen durchwuehlen und das Gedraenge war so gross, dass auch die Begleitung von zwei Maennern nichts mehr gebracht hat. Bisher hielten sich die Belaestigungen in Grenzen, aber innerhalb dieser vielleicht hundert Meter bin ich oefter angegrabscht worden als die ganzen Monate unserer Reise - der Gipfel war ein Kerl, der gleichzeitig seinen kleinen Sohn an der Hand hielt. Olli war auch nicht mehr so wirklich entspannt, so dass ein Kerl, der des Sprechens nicht maechtig war, Harry sehr nachdruecklich um Zigaretten angegrunzt und mich geschubst hat, dran glauben musste und mit einem hoechst energischen "Go away, don't touch her!" auf die Strasse befoerdert wurde. Ich habe mich dann auch nicht mehr sehr konform verhalten und bin, obwohl davor ausdruecklich gewarnt wird, hocherhobenen Hauptes mit Sonnenbrille (es war schon dunkel...) und brennender Zigarette in der Hand als Waffe durch die Massen stolziert. Ein Einheimischer hat sich dann um uns gekuemmert - wir sahen wohl etwas fertig aus - und uns im Bus mitgenommen. Einige suedafrikanische Bierchen in der Naehe unserer Unterkunft spaeter ging es uns wieder besser und wir sind wieder halbwegs entspannt. Gleich geht es mit dem Zug nach Amritsar und zu Heiligabend sind wir vermutlich in McLeod. Der Dalai Lama auch, und wir haben was von einer Massenaudienz gehoert, also wer weiss?
Jaipur and Delhi again

Sonntag, 16. Dezember 2007

Don't Taj Me

Nach unserem kurzen Aufenthalt in Delhi haben wir uns gleich die wohl anstrengendste Stadt Indiens gegeben, sofern wir das bis hier beurteilen koennen. Varanasi ist eine gute Mischung aus "Schock und Idylle", wobei unser Eindruck auch leicht von unserem dortigen Gesundheitszustand gepraegt sein koennte.
Wenn man bei Wikipedia im Varanasi Artikel folgenden Link aufruft: Varanasi, Indiens Alptraum am Ganges erfaehrt man wohl nicht viel ueber die Stadt an sich, aber wie sie doch auf manche Menschen wirken kann. So haben wir sie jedenfalls nicht erlebt, auch wenn manche Dinge in der heiligen Stadt schon schockierend waren:
Zum einen ist Varanasi extrem schmutzig; ueberall spuckende Inder, Kuhmist, Muell an jeder Ecke, ganz zu schweigen vom heiligen Fluss! In unserem Hostel hat das Wasser recht seltsam gerochen und wir wunderten uns warum.In der Strasse wurde der Boden aufgerissen und spaeter hoerten wir, dass dort wohl Rohrleitungen repariert wurden, weil es von einem Rohr in die Wasserleitung geleckt hat. Wir moechten nicht wissen, was in dem anderen Rohr geflossen ist, aber es hat auf jeden Fall dazu gefuehrt, dass das ganze Hostel krank wurde (verduennte Varanasi-Scheisse!). Anscheinend wir die ganze Stadt von Grundwasser gespeist, das am Gangesufer gewonnen wird, dort sahen wir jedenfalls einen Wasserturm. Die Kolibelastung ist zweitausend Mal hoeher als der erlaubte Wert in Indien, ganz zu schweigen von den Schwermetallen. Trotzdem hatten wir noch das Glueck, auf unserer Bootstour entlang der Ghats (Orte am Flussufer zur rituellen Waschung und z.T. Leichenverbrennung) zumindest die Hand hineinhalten zu muessen, weil wir mehr oder minder dazu gezwungen wurden, einen Kerzenteller in den Fluss zu legen. Heiliges Ritual. In Varanasi ist alles heilig und zur Anreicherung von Karma gedacht, nur dass wir das irgendwie so empfanden, als ob Karma gleich Rupees ist. Unsere Hand ist jedenfalls dran geblieben! Ein anderer Backpacker im Hotel hat doch ernsthaft behauptet, ein "reinigendes" Bad im Ganges genommen zu haben und er meinte, es haette ihm nichts gemacht. Ein andere erwiderte sodann, dass es ihn sobald er daheim ist bestimmt "aendern" wuerde und ersterer meinte dann, dass er doch reise, um sich zu veraendern. Es gibt also immer Gruende, ein Bad in diesem herrlichen Gewaesser zu nehmen.
Schockierend ist es auch, wenn man zum 'burning ghat' gelangt. Dort werden Leichen glaeubiger Hindus in der Oeffentlichkeit auf Scheiterhaufen verbrannt, um dann direkt ins Nirvana ueberzugehen, anstatt wiedergeboren zu werden. Wenn man sowas als Europaeer das erste Mal sieht, moechte man einfach nur da stehen und die Eindruecke verarbeiten, doch schon stuermen jede Menge Leute auf einen zu, die einem dies und jenes erklaeren wollen, um dann am Ende wieder Rupees einzusacken. Uns stoerte also weniger, was die Hindus fuer Rituale haben, aber das Paradoxon zwischen heiligen Ritualen und schlichter Geldmacherei. Beispiel: Ein Kilogramm Holz fuer eine Leichenverbrennung kostet angeblich ca. 150 Rupees und man benoetigt 200 - 600 kg fuer einen Leichnam. Finanziert wird das natuerlich auch durch die Touristen, die sich das ansehen. Als wir einem der selbst auserwaehlten Guides, den wir versucht hatten abzuwimmeln, kein Geld geben wollten, meinte er, dass es schlecht fuer unser Karma sei. Irgendwie dachten wir, dass es vielleicht besser waere, das Geld fuer eine Organisation zur Bereinigung des Ganges einzusetzen, aber ihm das zu erklaeren waere wohl kaum moeglich gewesen.
In Varanasi faellt ueber den Tag verteilt mehrmals der Strom aus. Einmal war die Ursache einer der vielen Affen, die dort durch die Gassen und ueber die Daecher tollen. Jener Affe fand es extrem spassig sich an Stromleitungen, die in den Gassen offen herumhaengen, entlangzuhangeln. Das Licht in unserem Restaurant in der selben Gasse begann zu flackern, man hoerte das typische Geraeusch von Lichtboegen; ploetzlich ein lauter Knall und da ist der Affe wohl gebrutzelt worden. Wir haben ihn jedenfalls nicht mehr gesehen.
Nach dem ganzen Zirkus hat sich Ruth als Entschaedigung noch einen 'Punjabi' schneidern lassen - kost' ja nix! (Anmerkung von Ruth: Ollis Anzug hat dreimal so viel gekostet!!!)

Nach einem Tag Verzoegerung waren wir dann ganz froh, die Stadt zu verlassen und sind mit dem Zug nach Agra gefahren. Es war kalt und Ruth wurde natuerlcih von allen Seiten begafft. Zwei recht naiven aber ueberaus netten Brasilianern bei uns im 'second class sleeper' Abteil war die schraege Einstellung der maennlichen Inder bezueglich Sexualitaet (anscheinend sehen die sich alle Pornos mit hellhaeutigen Menschen an und denken dann, dies sei unser normaler Umgang miteinander und jede westliche Frau ist eine Hure, um das mal extrem zu formulieren) voellig egal und so haben sie im Abteil gekuschelt und geknutscht und viele Blicke auf sich gezogen, aber nichts davon bemerkt. Reisen in Indien leicht gemacht!
Zu Agra muss ich, glaube ich, nicht viel sagen. Die Stadt besitzt Baeume und Voegel, nette Menschen, die nicht nur ihre Religion im Kopf haben und das Taj! Lassen wir die Fotos sprechen!

Samstag, 8. Dezember 2007

Der Bia-Hoi-Effekt & Kulturschock Indien

Es soll noch einmal jemand sagen, der Verkehr in Vietnam sei so schrecklich. Zum Ueberqueren der Strasse muss man einfach in einem regelmaessigen Tempo hinueber laufen und am besten nicht nach links und rechts sehen, dann fahren alle um einen herum. Natuerlich wird dabei kraeftig gehupt. Es war ja immerhin auch moeglich, mit dem 'Motobike' zu fahren - wir haben's jedenfalls ueberlebt. In Delhi ist das ganz anders!
Hanoi ist chaotischer und schmutziger als Ho Chi Minh City, dafuer auch mehr das typische Vietnam, auch wenn man hier auch noch relativ viel Kolonialbauten (z.B. auch eine recht huebsche Kathedrale) findet. Bis auf die ueblichen Rufe "Eeeh, Motobike, Sir" und wandelnden Geschaeften auf der Strasse wird man ziemlich in Ruhe gelassen.
Unsere Highlights waren das Erkunden der Strassen mit dem Motobike, das Museum of Ethnology (interessant, aber zu viel Information auf einmal), Fruehstueck in einem Cafe, wo schon Catherine Deneuve beim Drehen des Films Indochine gegessen hat, der Temple of Literature, das Mausoleom von Ho Chi Minh, der Tempel auf der Insel im Hoan Kiem Lake, ein Friseurbesuch und Bia Hoi.
Die Leute haben's mit ihrem Onkel Ho und so haben sie ihm ein riesiges, potthaessliches Grab gebaut, das von einem noch schaeusslicheren Platz umgeben ist und gleichzeitig von Militaer bewacht. Der Witz an dem Teil ist, dass hier normalerweise der einbalsamierte Leichnam von Ho liegt (oder ist es doch ne Wachsfigur von Madame Tussaud?), der aber gerade zum jaehrlichen Aufpeppeln in Russland verweilt. Also konnten wir keine Heldenverehrung sehen, aber uns von Polizisten anmotzen lassen, auch nicht schlecht.
Beim Friseur wurde Ruth von fuenf Leuten gleichzeitig betreut, waehrend mich zwei der Angestellten, offensichtlich schwule Jungs, anhimmelten. Das Resultat: die Inder sind von Ruths neuer Haarfarbe hin und weg und der Besuch kostete etwa ein Viertel von deutschen Preisen.
Den coolsten Abend in Hanoi hatten wir, als wir zufaellig auf die 'Beer Junction' stiessen, wo es das beruechtigte Bia Hoi fuer umgerechnet 15 Eurocent gab (anscheinend das billigste Bier der Welt) und noch dazu sehr gut schmeckt. Dazu gab es einheimisches Essen und ein nettes Gespraech mit zwei Vietnamesen - endlich jemand, der Englisch konnte und uns nichts verkaufen wollte. Nach vier Glaesern waren wir dann gut bedient und nicht mal einen Euro los. Daher moechten wir nun unsere Hochzeitsfeier bitteschoen nach Hanoi verlegen, einverstanden?

Am 6.12. flogen wir zurueck nach Bangkok, was uns nun ploetzlich sehr ruhig vorkam. Noch ein Besuch auf der Khao San und bei einem grossen, goldenen Buddha und schon ging es weiter nach Delhi.
Die Stadt uebertrifft alle anderen bisherigen Staedte auf jeden Fall in ihrer Lautstaerke. Nach einer dubiosen Fahrt vom Flughafen in die Innenstadt - wir haben mit dem schlimmsten gerechnet, der Fahrer ist unterwegs eingeschlafen, fand den Weg erst nicht, oder tat zumindest so - sind wir direkt vor unserem Hotel abgesetzt worden. Erstaunlich! Bisher hat uns noch keiner uebers Ohr gehauen und so konnten wir heute die gigantische Jami Masjid Moschee (die groesste Moschee Indiens) inklusive Minarett mit atemberaubender Aussicht ueber das SMOG-Delhi besichtigen, uns mit Einheimischen unterhalten und mit ihnen zusammen fotographiert werden, Fahrrad Rikscha fahren und hervorragend essen. Trotzdem sind die sehr aufdringlichen Leute hier sehr gewohnheitsbeduerftig. Morgen Abend geht es mit dem Nachtzug nach Varanasi, die heilige Stadt der Hindus. Wir sind gespannt, was uns da erwartet. Vielleicht ein Bad im Ganges?
From Hanoi via Bangkok to Delhi

Samstag, 1. Dezember 2007

Von Sihanoukville nach Hanoi

Mittlerweile sind wir in Vietnam angelangt. Vor einer knappen Woche sind wir mit dem Bus ueber Phnom Penh nach Saigon gefahren, oder auch Ho Chi Minh City, der offizielle Name, den aber so gut wie niemand verwendet. Dafuer haengt ein Bild von Ho Chi Minh sonst in jedem Gebaeude an der Wand und er laechelt einen auch von saemtlichen Geldscheinen an. Soviel zum Thema Kommunismus. Ueberhaupt kommt es uns so vor, als seien ehemals kommunistische Staaten nun dem Kapitalismus wesentlich mehr zugetan als wir "im Westen". Wir hatten die Hoffnung, dass wir in Vietnam nicht mehr nur als Geldquelle betrachtet werden, die man schroepfen kann, und in Saigon hat sich diese Hoffnung auch zum grossen Teil erfuellt. Die Stadt ist eine spannende Mischung aus asiatischen und franzoesischen Einfluessen, was sich unter anderem in sehr gutem Essen niederschlaegt, was uns natuerlich sehr wichtig war, vor allem, da Kambodscha diesbezueglich fuer unseren Geschmack nicht allzu viel zu bieten hatte. Neben Besuchen in diversen Restaurants und auf dem Markt - die Sachen hier sind so schoen, aber leider sind die Preise auch dementsprechend! - haben wir uns diverse Museen angeschaut, die vor allem die neuere vietnamesische Geschichte behandeln. Wenn man sieht, was im Vietnamkrieg (hier heisst es American War) abgegangen ist, wird einem wirklich fast schlecht angesichts der Tatsache, dass sich noch immer jeder potentielle US-Praesident mit den Veteranen zeigen muss und nicht das Rueckgrat hat, die Wahrheit auszusprechen - ein Teil der Leute wuerde heute noch nach Den Haag gehoeren!
Nachdem wir uns mit solch traurigen und schockierenden Tatsachen auseinander gesetzt hatten, sind wir am naechsten Tag ins Mekong Delta gefahren. Wir hatten uns vorgestellt - so stand es eigentlich auch in der Broschuere -, dass wir mehr oder weniger den ganzen Tag auf dem Fluss unterwegs sind. Die Realitaet sah so aus, dass wir erst Reis-, Bananen- und Schlangenschnaps probieren durften, Olli sich eine Python um den Hals gelegt hat, wir dann an Souvenirstaenden vorbei ueber eine Insel geschlappt sind, um eine Darbietung traditioneller vietnamesischer Musik inclusive CD-Verkauf zu geniessen und eine Coconut Candy Fabrik besucht haben. Am Ende hatten wir wenigstens noch das Glueck, mit dem Boot auf dem Fluss zurueck nach Saigon zu fahren, das war wirklich wundervoll. Ueberall waren traditionelle Holzschiffe mit Waren unterwegs und kurz vor der Stadt konnten wir auch noch den Sonnenuntergang geniessen.
Vor drei Tagen sind wir mit einem Billigflieger nach Hoi An geflogen, das etwa in der Mitte zwischen Saigon und Hanoi liegt. Dort gibt es eine Altstadt, die UNESCO-Weltkulturerbe ist, was die Vietnamesen aber nicht davon abhaelt, wie die Verrueckten mit dem Motorbike durchzurasen. Olli hat sich fuer 50 Euro einen Anzug schneidern lassen, der Aufenthalt hat sich also gelohnt!
Am zweiten Tag haben wir uns selbst ein Motorbike gemietet und sind zu den Marmorbergen gefahren, wo es Hoehlen und Pagoden in allen Variationen zu besichtigen gibt. Dort waere uns angesichts der offensichtlichen Handaufhalte-Mentalitaet dann auch beinahe mal der Kragen geplatzt. Sobald wir auf den Platz vor dem Eingang gefahren sind, sind x Frauen aus ihren Shops rausgeschossen gekommen, um uns klar zu machen, dass sie so nett sind, auf unseren Roller aufzupassen (voellig unnoetig, aber wen interessiert's?), wir dann aber gefaelligst nachher irgendeinen Marmormist zu kaufen haetten. Sobald man dann den Eingang zu den Bergen hinter sich hat, wird man von Teenies bedraengt, die einem Sachen zeigen, die man ohne Weiteres selbst erkennt, beispielsweise, wo es weitergeht (fuer irgendetwas gibt's ja auch Wegweiser). Man hat kaum eine ruhige Minute und kann sich keine Zeit lassen, die Dinge entspannt anzuschauen, was wirklich schade ist, aber es geht einfach nicht, wenn dauernd jemand hinter einem steht und Geld haben will. Irgendwann haben wir herausgefunden, dass es am besten ist, wenn man den Leuten mit kompliziertem Englisch kommt, denn dass sie einen nicht verstehen, wollen sie nicht zugeben, also laecheln sie freundlich und lassen einen endlich gehen. Das groesste Problem ist fuer uns, wenn wir dauernd angefasst und festgehalten werden, das geht gar nicht, nur wird das in Indien garantiert noch schlimmer. Wenigstens koennen wir hier Erfahrungen sammeln.
Genug gejammert... Wir wissen, wir haben allen Grund, es uns gut gehen zu lassen, in Deutschland ist es kalt und eklig.
Mittlerweile sind wir in Hue, ein wenig noerdlich von Hoi An, und geniessen es tatsaechlich, dass wir mal wieder lange Hosen anziehen koennen und es nicht mehr so feucht-heiss ist. Heute haben wir wieder einen Roller gemietet und uns Pagoden und das "Grab" Kaisers Tu Duc angeschaut, das aus einem Park, einem Bach und verschiedenen Gebaeuden besteht und ihm, seiner Frau und seinen Konkubinen frueher als Rueckzugsort gedient hat. Der Kerl ist uns sehr sympathisch, er war wohl ein Gourmet, der sich zu jedem Abendessen fuenfzig Gaenge, gekocht von fuenfzig Koechen und serviert von fuenfzig Bediensteten gewuenscht hat und dessen Tee aus Morgentau gemacht wurde. Das mit den Bediensteten scheint heutzutage noch Tradition zu sein in Hue, gestern haben wir in einem alles andere als luxurioesen Restaurant tatsaechlich neun Kellner auf sechzehn Tische gezaehlt, von denen die Haelfte nicht besetzt war. Ach ja, Essen wird hier mit Vorliebe auf altem Vietnam Airlines Geschirr serviert.
So, das war's mal wieder, heute Abend feiern wir unseren einmonatigen Hochzeitstag und morgen geht's mit dem Bus weiter nach Hanoi.
Ganz liebe Gruesse von uns!

Nachtrag
In Hue konnten wir den Blog leider nicht hochladen, weil die Seite nicht verfuegbar war. Inzwischen sind wir nach einer Nacht im Sleeper Bus in Hanoi angekommen. Diesen Bus muss man sich so vorstellen, dass auf zwei Stockwerken jeweils drei "Betten" nebeneinander sind, dazu im ganzen Bus vier Fernseher fuer die unsaeglichen Karaoke- und anderen Shows, dazu dreissig Zentimeter ueber jedem Bett ein Lautsprecher, der diesen Namen auch verdient. Olli hatte das Pech, auch noch den Fernseher vorm Gesicht zu haben, gluecklicherweise waren hinter uns nur noch Touristen, die alle heilfroh waren, als er gefragt hat, ob jemand was dagegen hat, wenn er die Decke ueber das Teil haengt. Der Busfahrer ist gefahren wie ein Henker und dank Ohrstoepseln habe wenigstens ich nicht mitgekriegt, wie das schwule Vietnamesenpaerchen unter uns sich nachts um zwei gepruegelt und Britney Spears gehoert hat - dafuer wurden wir wir um fuenf mit ohrenbetaeubenden Asia-Schnulzen gnadenlos geweckt...
Unser erster Eindruck von Hanoi ist grossartig, endlich das Vietnam, das wir uns vorgestellt hatten, viel traditioneller und die Leute sind wesentlich netter. Wir wohnen mitten im alten franzoesischen Viertel und freuen uns darauf, die Stadt in den naechsten Tagen zu erkunden.
Sihanoukville to Hanoi

Sonntag, 18. November 2007

News from Cambodia

Hey guys! Let me just give you - this is especially for our English speaking visitors - some news about our last days in Cambodia.
In the famous and at the same time incredibly impressive archeological park of Angkor we've spent three days. The first day we started visiting the peripherical temples by tuktuk, which was great, because by this way, we didn't spend our time in the crowded mass of tourists. The second day Alexandra got sick with high fever and so I did the planned bicycle trip on my own. This was amazing, especially one of the jungle temples, which was recommended by our guest house owner Erich, where I was totally alone. It was almost scary in the ruinous "Ta Nei" with the crickets' noise - or what was it? - in the background. Fortunately, the third day Alexandra was feeling better so that we could do the visting of the blowoff of the park, Angkor Wat, the central and largest temple. As we got up at 5am, we were quite lucky of having not too many tourists with us and could enjoy the sunset from there. But in the end, I preferred the smaller temples, where you stay quite alone without being attacked by obtrousive kids trying to sell useless stuff.
We've spent another relaxing day in Siem Reap before leaving the town by bus. The next day we arrived savely in Phom Penh, where we had some problems to find a free hotel, which is strange at this time, and ended up in a hotel with weird staff. We did not want to spend so much time in the city, so we decided to only visit the genocide museum and then leaving to Sihanouk Ville at the sea side, where we were promised to get the best visa service for Vietnam.
The museum wasn't in a very historical style, thus not too informative, but shocking and opressive with the possibility to see the cells where the regime critical Khmer were tortured and killed and the pictures of the victims exhibited in the rooms of the building which in former times used to be a high school.
Sometimes one really has the impression that all the intellectual people are gone in the country. The people are so nice on the one hand, but so extremely focused on making money! There isn't really a motivation of making things better, they appear really helpless after what they have undergone in the close past and get addicted to western help and crap like mobile phones and computers that does not help changing motivations of this country. This is only a little impression from here and likely subjective. For me, however, this country - till now - was the biggest experience on our journey and I learned a lot.
We now spend some days in Sihanouk Ville where we got a nice french guest house next to the beach with warm Indian0cean water. It's really a pity, that everywhere we are, it is a better choice going into European leaded guest houses that are mostly cleaner and more comfortable.
That's it... till now.
Cheers!
Angkor Archeological Park, Phnom Penh and Sihanoukville

Mittwoch, 14. November 2007

Siem Reap

Ich hoffe, das Ehegericht war keine Anspielung, lieber Johannes, wir sind bisher immerhin schon siebzehn Tage gluecklich verheiratet!
Unsere Reise von Bangkok nach Siem Reap war... interessant. Im Bus zur Grenze haben wir einen Australier kennen gelernt, der hier fuer eine NGO arbeitet, und er hat uns auch davor bewahrt, abgezockt zu werden. Der Grenzuebergang in Poi Pet ist naemlich dafuer bekannt, sehr locker mit den Visabestimmungen umzugehen. Zehn Minuten von der Grenze entfernt haelt der Bus an und man wird in ein Restaurant geschleppt, wo man das Visaformular ausfuellen und natuerlich essen und trinken soll. Fuer 1400 Baht kommt man dann angeblich schneller ueber die Grenze. Der Australier wusste aber, wie der Hase laeuft - der offizielle Preis sind 600 Baht oder zwanzig Dollar - und hat damit den Unmut der Abzocker auf sich gezogen. An der Grenze hat er uns dann das billigste Visum verschafft, das zu kriegen war, wobei wir dafuer an drei verschiedenen Stellen vorsprechen mussten. Die Korruption ist so offensichtlich, Grenzbeamte sitzen gemuetlich im Schatten und fragen, wieviel man denn fuer ein Visum bietet.
Nachdem wir zwei Stunden gewartet und uns fuenf Stempel plus Visum abgeholt hatten, ging es mit dem Taxi weiter nach Siem Reap. Man kann auch ein sehr billiges Busticket kaufen, aber trotz der relativ guten Strasse wird die Ankunft in Siem Reap dann bis in die Nacht verzoegert, damit die Touristen nicht mehr in eine selbst ausgesuchte Unterkunft gehen koennen, sondern in einem Guesthouse uebernachten muessen, das den Busfahrern eine Kommission bezahlt. Auch wir sind nicht ganz ohne Probleme in unsere Unterkunft gekommen. Am Stadtrand wurden wir mit der Begruendung, das Taxi habe keine Erlaubnis, in die Stadt zu fahren, in ein Tuktuk verfrachtet, das nichts kostet, aber uns natuerlich in ein anderes Guesthouse bringen wollte. Wir haben aber sehr schnell deutlich gemacht, wohin wir wollen und dass wir nichts anderes akzeptieren werden, so dass es dem Fahrer wohl einfach zu muehsam wurde, sich mit uns rumzuschlagen.
Am Montag haben wir uns einen Dreitagespass fuer Angkor Vat gekauft und sind mit dem Tuktuk zu den weiter entfernten Tempeln gefahren. Bilder davon gibt es das naechste Mal, bei den Computern hier wuerde das Hochladen wohl Stunden dauern. Auch den Bericht zu den Tempeln selbst gibt es das naechste Mal von Olli, er durfte naemlich den zweiten Tag allein mit dem Fahrrad zu den Tempeln fahren, waehrend ich im mit Fieber, Husten etc. im Bett lag. Am Ende war es so schlimm, dass wir zum sehr westlichen und sehr teuren Krankenhaus hier gefahren sind, um mich sicherheitshalber auf Malaria und Denguefieber testen zu lassen. Diagnostiziert wurde eine Bronchitis, aber die Antibiotika wirken und bei der Kontrolle heute war der Arzt zufrieden, so dass wir morgen nach Phnom Penh weiterfahren koennen. Von dort gibt es dann den naechsten Bericht.