Mittwoch, 2. Januar 2008

Amritsar, McLeod, Delhi zum Dritten und Konstanz

Den letzten Blog gibt's vom heimischen Sofa aus, mit Umlauten und Scharf-S. Liebe Miriam, wir haben uns sehr gefreut, von dir zu hören - du kannst uns unter latrebbia(at)gmx.de erreichen, wir wollen gerne wissen, was ihr noch alles erlebt hat.
Zum Thema: bis auf unsere etwas versiffte Unterkunft war Amritsar sehr nett und hat uns mit am besten gefallen in Indien. Die Stadt ist sehr von den Sikhs geprägt, was man im alltäglichen Leben merkt - die Leute sind viel offener, wesentlich gebildeter und man sieht zur Abwechslung sogar mal halbwegs selbstbewusste Frauen auf der Straße. Wir haben uns den berühmten Goldenen Tempel angeschaut, der wirklich sehr beeindruckend ist. Schön war, dass wir zwar wie immer selbst eine Touristenattraktion waren und alle Leute mit uns aufs Bild wollten, wir aber auch ganz gemütlich am Rand des "Sees", der den Tempel umgibt, sitzen und das schöne Wetter genießen konnten.
Olli war von der Sikh-Kultur so begeistert, dass er sich einen Turban hat binden lassen - fünf Meter Stoff auf dem Kopf, der dazu geführt hat, dass er überall bevorzugt behandelt und endlich nicht mehr ich, sondern er angestarrt wurde. Mit dem Taxi sind wir an den einzigen Grenzübergang zu Pakistan gefahren und haben uns das dort jeden Nachmittag stattfindende Flaggen-Einhol-Spektakel angeschaut. Da die Pakistanis und die Inder nun nicht gerade für ihre innige Freundschaft bekannt sind, ist das alles höchst amüsant, etwas beängstigend, vor allem aber sehr absurd. Auf beiden Seiten der Grenze versammeln sich auf Tribünen riesige Menschenmassen, die abwechslungsweise "Lang lebe Hindustan" und "Lang lebe Pakistan" brüllen, auf der Straße darunter rennen die Leute mit den Landesfahnen umher und in irrsinnige Klamotten gekleidete Soldaten spielen Monty Python's "Ministry of Silly Walks" nach. Nachdem jeder gezeigt hat, was er kann, werden die beiden Flaggen eingeholt und natürlich darf keine jemals höher sein als die andere.
Nachdem wir also über die Auswüchse des Patriotismus gelernt hatten, sind wir Heiligabend mit dem Bus in Richtung Himalaja gefahren und abends verschnupft und fast ohne Stimme auf 1800 m über Meer in McLeod Ganj angekommen. Viel war nicht mehr mit uns anzufangen, so haben wir Harry zum Liquor Store geschickt und dann im Bettchen Kingfisher getrunken, was eigentlich ganz gemütlich war. Die nächsten Tage haben wir uns noch einmal erholt, die gute Luft genossen, tibetisch gegessen, die unglaublich netten tibetischen Menschen ein bisschen kennengelernt und einiges über die Geschichte des Landes gelernt. Man hat sich nicht mehr gefühlt, als sei man in Indien, und das war sehr angenehm. Am dritten Tag - nach drei vergeblichen Versuchen, haben wir es tatsächlich geschafft und den Dalai Lama gesehen, ein würdiger Abschluss unserer Reise. Beweisbilder gibt es leider keine, im Tempelbereich war photographieren verboten, aber schön war es trotzdem. Wir hatten uns vorgestellt, dass ein Bild vom Dalai Lama zwischen Olli und Harry mit ihren kenianischen Tusker-T-Shirts nett wäre, aber da wir bestimmt nicht das letzte Mal in McLeod waren und das nächste Mal gerne an einem Teaching teilnehmen würden, bietet sich vielleicht noch einmal eine Möglichkeit.
Nach vier wunderschönen Tagen mussten wir uns leider wieder in den indischen Dreck aufmachen und nach Delhi fahren - den letzten Tag haben wir allerdings dort im tibetischen Viertel verbracht, die letzten Souvenirs gekauft und mit einem Mönch geredet, der uns die Geschichte seiner Flucht aus Tibet erzählt hat. Am 30. in der früh haben wir uns schweren Herzens von Harry und leichten Herzens von Delhi verabschiedet, sind in unser Emirates Flugzeug gestiegen (willkommen in der Zivilisation!) und über Dubai nach München geflogen, wo uns die Familie glücklich in die Arme geschlossen und als erstes natürlich unsere Ringe begutachtet hat.
Ein allgemeines Fazit gibt es von jedem von uns in den nächsten Tagen noch, bis dahin wünschen wir euch ein glückliches neues Jahr, nachdem wir das mit Weihnachten ja leider nicht hingekriegt hatten!
Amritsar, McLeod, Delhi zum Dritten und Konstanz