Sonntag, 16. Dezember 2007

Don't Taj Me

Nach unserem kurzen Aufenthalt in Delhi haben wir uns gleich die wohl anstrengendste Stadt Indiens gegeben, sofern wir das bis hier beurteilen koennen. Varanasi ist eine gute Mischung aus "Schock und Idylle", wobei unser Eindruck auch leicht von unserem dortigen Gesundheitszustand gepraegt sein koennte.
Wenn man bei Wikipedia im Varanasi Artikel folgenden Link aufruft: Varanasi, Indiens Alptraum am Ganges erfaehrt man wohl nicht viel ueber die Stadt an sich, aber wie sie doch auf manche Menschen wirken kann. So haben wir sie jedenfalls nicht erlebt, auch wenn manche Dinge in der heiligen Stadt schon schockierend waren:
Zum einen ist Varanasi extrem schmutzig; ueberall spuckende Inder, Kuhmist, Muell an jeder Ecke, ganz zu schweigen vom heiligen Fluss! In unserem Hostel hat das Wasser recht seltsam gerochen und wir wunderten uns warum.In der Strasse wurde der Boden aufgerissen und spaeter hoerten wir, dass dort wohl Rohrleitungen repariert wurden, weil es von einem Rohr in die Wasserleitung geleckt hat. Wir moechten nicht wissen, was in dem anderen Rohr geflossen ist, aber es hat auf jeden Fall dazu gefuehrt, dass das ganze Hostel krank wurde (verduennte Varanasi-Scheisse!). Anscheinend wir die ganze Stadt von Grundwasser gespeist, das am Gangesufer gewonnen wird, dort sahen wir jedenfalls einen Wasserturm. Die Kolibelastung ist zweitausend Mal hoeher als der erlaubte Wert in Indien, ganz zu schweigen von den Schwermetallen. Trotzdem hatten wir noch das Glueck, auf unserer Bootstour entlang der Ghats (Orte am Flussufer zur rituellen Waschung und z.T. Leichenverbrennung) zumindest die Hand hineinhalten zu muessen, weil wir mehr oder minder dazu gezwungen wurden, einen Kerzenteller in den Fluss zu legen. Heiliges Ritual. In Varanasi ist alles heilig und zur Anreicherung von Karma gedacht, nur dass wir das irgendwie so empfanden, als ob Karma gleich Rupees ist. Unsere Hand ist jedenfalls dran geblieben! Ein anderer Backpacker im Hotel hat doch ernsthaft behauptet, ein "reinigendes" Bad im Ganges genommen zu haben und er meinte, es haette ihm nichts gemacht. Ein andere erwiderte sodann, dass es ihn sobald er daheim ist bestimmt "aendern" wuerde und ersterer meinte dann, dass er doch reise, um sich zu veraendern. Es gibt also immer Gruende, ein Bad in diesem herrlichen Gewaesser zu nehmen.
Schockierend ist es auch, wenn man zum 'burning ghat' gelangt. Dort werden Leichen glaeubiger Hindus in der Oeffentlichkeit auf Scheiterhaufen verbrannt, um dann direkt ins Nirvana ueberzugehen, anstatt wiedergeboren zu werden. Wenn man sowas als Europaeer das erste Mal sieht, moechte man einfach nur da stehen und die Eindruecke verarbeiten, doch schon stuermen jede Menge Leute auf einen zu, die einem dies und jenes erklaeren wollen, um dann am Ende wieder Rupees einzusacken. Uns stoerte also weniger, was die Hindus fuer Rituale haben, aber das Paradoxon zwischen heiligen Ritualen und schlichter Geldmacherei. Beispiel: Ein Kilogramm Holz fuer eine Leichenverbrennung kostet angeblich ca. 150 Rupees und man benoetigt 200 - 600 kg fuer einen Leichnam. Finanziert wird das natuerlich auch durch die Touristen, die sich das ansehen. Als wir einem der selbst auserwaehlten Guides, den wir versucht hatten abzuwimmeln, kein Geld geben wollten, meinte er, dass es schlecht fuer unser Karma sei. Irgendwie dachten wir, dass es vielleicht besser waere, das Geld fuer eine Organisation zur Bereinigung des Ganges einzusetzen, aber ihm das zu erklaeren waere wohl kaum moeglich gewesen.
In Varanasi faellt ueber den Tag verteilt mehrmals der Strom aus. Einmal war die Ursache einer der vielen Affen, die dort durch die Gassen und ueber die Daecher tollen. Jener Affe fand es extrem spassig sich an Stromleitungen, die in den Gassen offen herumhaengen, entlangzuhangeln. Das Licht in unserem Restaurant in der selben Gasse begann zu flackern, man hoerte das typische Geraeusch von Lichtboegen; ploetzlich ein lauter Knall und da ist der Affe wohl gebrutzelt worden. Wir haben ihn jedenfalls nicht mehr gesehen.
Nach dem ganzen Zirkus hat sich Ruth als Entschaedigung noch einen 'Punjabi' schneidern lassen - kost' ja nix! (Anmerkung von Ruth: Ollis Anzug hat dreimal so viel gekostet!!!)

Nach einem Tag Verzoegerung waren wir dann ganz froh, die Stadt zu verlassen und sind mit dem Zug nach Agra gefahren. Es war kalt und Ruth wurde natuerlcih von allen Seiten begafft. Zwei recht naiven aber ueberaus netten Brasilianern bei uns im 'second class sleeper' Abteil war die schraege Einstellung der maennlichen Inder bezueglich Sexualitaet (anscheinend sehen die sich alle Pornos mit hellhaeutigen Menschen an und denken dann, dies sei unser normaler Umgang miteinander und jede westliche Frau ist eine Hure, um das mal extrem zu formulieren) voellig egal und so haben sie im Abteil gekuschelt und geknutscht und viele Blicke auf sich gezogen, aber nichts davon bemerkt. Reisen in Indien leicht gemacht!
Zu Agra muss ich, glaube ich, nicht viel sagen. Die Stadt besitzt Baeume und Voegel, nette Menschen, die nicht nur ihre Religion im Kopf haben und das Taj! Lassen wir die Fotos sprechen!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Is she your gilrfriend? Is she your wife? A! Are you from Germany? Are you from Berlin? Have you studied? O yes, very interrresting, you know, I often guide tourists to the Taj, you know....
Beste Grüße,
Johannes

Jule hat gesagt…

Na Ihr zwei!

Na klar bin ich auch schon durch die gleichen Strassen gelaufen, ihr habt bestimmt auch schon in einem meiner Bettchen geschlafen...hehe...ich bin überall!! ;o)
Viele Tausend Dank für die liebe Karte!! Sie ist passend als Weihnachtsgeschenk angekommen!
Macht weiter so! Ich lese eure Berichte immer mit einem mega Schmunzeln denn ziemlich oft trefft Ihr genau das, was ich damals auch gedacht habe!
Also, geniesst die euch verbliebene Zeit, ich drück und knuddel euch!!

Frohe Weihnachten, einen guten Rut(h)sch ;o) und bis ganz bald!!
Eure "Mausejule"